10.7   von Bernhard Stengele

Manchmal ist es das Reisen vor dem Reisen, das mich durcheinanderbringt.

Eine großartige letzte Vorstellung von den Vögeln mit anschließender Feier. Der Bürgerchor nimmt Abschied. Soviel Begeisterung – schönes Wort eigentlich Be-geist-erung.

Und wir sind das couragierteste Theater in Bayern. Ja, ich wiederhole es solange, bis es alle gehört haben, denn jahrelang wurde man bis zuletzt mit diesem Krisengequatsche zugeballert und dieser Provinzgenügsamkeit und dieser Hierarchie der Städte und der Künste in Deutschland , als ob mit der Bombardierung am 16.03.45 jegliche Zukunftsmöglichkeit erloschen wäre.

Und so viele Papiere soll ich mitnehmen nach Ouagadougou, wo Regenzeit ist und die Moskitos warten und Verträge und Bilder, also professionelle Bilder soll ich machen, ausgerechnet ich. Ich muss meinen Geist umstellen auf Organisation, auf Listen und Abhaken. Also ab nach Berlin.

Ich treffe die Autorin Lilith Jordan, auf einem Stadtstrand beim Hauptbahnhof, bring sie auf den letzten Stand, suche anschließend dieses Flughafenhotel, das kompliziert zu finden und nur mit Klimaanlage zu beschlafen ist, weil zuviel Verkehrslärm. Schlafe schlecht.
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Juli 2011     von Max De Nil

Es beginnt… Es geht los. Wir fangen an.

Wir beginnen mit der Arbeit an LES FUNÉRAILLES DU DÉSERT.

Der von Paul Zoungrana und Lilith Jordan geschriebene Text liegt vor uns. Es gibt ihn wirklich. So lange wurde geplant und darüber gesprochen. Jetzt ist er da. Er dampft noch. Er ist noch nicht ganz vollständig. Es müssen noch einzelne Szenen geschrieben und in Deutschland spielende Geschichten auf Deutsch übersetzt werden. Denn die Sprache ist zu großen Teilen Französisch.

Die Schauspieler aus Burkina Faso kommen erst zum Probenbeginn nach der Sommerpause. Also arbeiten sich die deutschen Kollegen mit verteilten Rollen durch das Stück und so schaffen wir es gemeinsam, lesend und uns gegenseitig mit der Übersetzung helfend, einen ersten Eindruck zu bekommen.

Die Sprache ist kraftvoll und bilderreich. Aber um das alles flüssig in die Schnauze zu bekommen braucht es Übung. Man müsste es einfach so mit Löffeln und Messern und Gabeln und Forken und Fingern fressen können, einen gigantischen Rülpser machen und dann hat man es unvergessbar im Hirn.

Wir sollten uns bemühen, burkinisches Französisch zu sprechen, rät uns Bernhard Stengele le directeur der Produktion.
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Kommunikation- und Übersetzungsherausforderungen prägen die ersten Arbeitstage – selbst einfache Theatervorgänge übersetzen zu lassen, sind ein zeitraubendes Abenteuer. Während der Proben klingeln zu unserer Überraschung ständig Handys, aber keiner der Angerufenen ist peinlich berührt, wie das bei uns der Fall wäre, die Anrufe werden selbstverständlich entgegengenommen und es wird telefoniert. Mir unbekannte Menschen kommen in die Proben, unterhalten sich und gehen dann wieder. Trotz der Unruhe und des ständigen Geräuschpegels können die chinesischen Schauspieler aber völlig konzentriert arbeiten. Ich nehme an, dass diese Fähigkeit der tonalen Sprache der Chinesen geschuldet ist – meine Irritation weicht Bewunderung, – aber die Frage in welchem Film ich gelandet bin, läßt mich nicht los.

Doch des Rätsels Lösung klärt sich schnell: „Kung–Fu“, das Genre ist klar.

Auf meine Bitte an den chinesischen Choreographen, doch ein gemeinsames Körpertraining für die deutschen und chinesischen Schauspieler zu gestalten, fliegen die chinesischen Schauspieler nur so durch die Luft, da werden in einem Tempo Räder und Pirouetten geschlagen, dass mir der Atem stockt. Unsere deutschen „Agenten“ sehen „alt“ aus neben ihren chinesischen Kollegen. Und jetzt stelle ich mir die Frage, ob ein chinesischer James Bond nicht sehr viel glaubwürdiger wäre.


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Im Dezember 2010 machten wir eine kleine Umfrage bei den Wanderlust-Theatern: Gab es eine Anekdote in der Zusammenarbeit, die sie gern erzählen würden? Oder haben sie ein Bild, das die gemeinsame Arbeit mit dem Partnertheater im Ausland besonders gut charakterisiert? Hier nun die Ergebnisse der Rückschau auf das Jahr 2010 in Text und Bild:

Bildergalerie (Zum Vergrößern bitte auf die Bilder klicken)

Petra Paschinger, die im März 2010 rege von ihrer Recherchereise in Ougadougou berichtete, sendete uns gleich mehrere Geschichten. Allesamt zu interessant, um nur eine davon auszuwählen:

“Unsere liebste Anekdote – das ist eine schwierige Frage… Die typischste, das ist wohl die, dass in Burkina Faso im entscheidenden Moment fast immer der Strom ausfällt: während der Proben, beim Ausdrucken des Kooperationsvertrags, etc…, so dass immer eine schöne, manchmal auch – vor allem, wenn man im Grunde schon auf dem Weg zum Flughafen ist – nervenzehrende Lücke entsteht, die man dann aber gewohnt kreativ, vor allem für großartige Gespräche nutzen kann.

Bemerkenswert war auch meine Erfahrung als Autorin bei der letzten Recherchereise. Schon allein ungewöhnlich erschien es den Burkinabé, dass eine Frau über die ‘Geldgewalt’ verfügt und Preise verhandelt (worum man ja gar nicht herumkommt, nicht einmal bei einer einfachen Taxi-Fahrt). Im dörflichen Umfeld führte das bei einer Funerailles während den Verhandlungen über die ‘Teilnahme-Gebühr’ und dem damit verbundenen Alkoholkonsum (traditionell ebenfalls nur für Männer) zu entscheidenden Fragen unter den anwesenden Frauen: Ist die Autorin nun ein Mann oder eine Frau? Für die Europäerin bleibt die Erkenntnis, dass Geschlecht in vielen Fällen eben doch auf Zuschreibungen basiert und ein den Zuschreibungen nicht konformes Verhalten (wenn auch notgedrungen) zu Verwirrungen in Bezug auf die geschlechtliche Zuordnung führt.
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Letzte Proben von “Waldlinge” Anfang Dezember in Gent

Oldenburg und Gent sind die Geburtsorte von “Waldlinge”. Das Stück entstand aus der Improvisation und der Kooperation von Schauspielern, Tänzern und Akrobaten aus Antwerpen und Oldenburg unter Regie von Randy De Vlieghe. Text gibt es wenig. Kristina Gorjanowa spricht in Flämisch mit kleinen Plastiktieren. Ihr Flämisch hat sie erst in Gent gelernt.

Körper und Musik bilden die eigentliche Sprache des Stückes. Jede der sechs Figuren, die aufeinander in der Abgeschiedenheit einer einsam gelegenen Hütte treffen, hat ihre eigenen Ticks. In der surrealen Idylle des Waldhauses mit einem Baum mittendrin werden sie vor neue  Herausforderungen gestellt. Der zweite Film der Blogtrilogie zeigt die Vorbereitungen in Gent während der letzten 3 Tage vor der Premiere.

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