von Christoph Nix aus Malawi

Afrika ist nicht Afrika und Togo ist nicht Malawi. Es ist ein großer Unterschied, ob ein Land überhaupt seine Theaterkultur unterstützt oder nicht: Malawi  tut es und Togo schweigt still. Die Armut scheint hier erträglicher, selbst für uns, die wir doch stets in geschützten Räumen sind: auf dem Dorf war beides eine Fröhlichkeit beim Tanz der trommelnden Männer und eine bitterarme Tristesse am Morgen und wenn die Sonne um 6 Uhr untergeht. Wir können hier mit so wenig so viel bewegen; einem kleinen Mädchen, dem dauernd der völlig zerschlissenen Rock aufging, hat Nadja Keller ein Klämmerchen an den Rock gemacht und das Kind war glücklich; es ist immer zu wenig, was man nach Afrika mitbringt, als ich Kulis und Fußbälle verteilte, habe ich wenige fröhlich gemacht und sonst nur neue Ungleichheiten geschaffen. Ich bin dankbar hier zu sein und würde mich freuen, wenn auch meine Mitarbeiter aus dem Theater, die nach Malawi reisen, etwas daraus machen: nachhaltiges Mitgefühl heißt eben auch praktische Solidarität; was das heißt muss jeder für sich rausfinden,  es gibt genug zu tun: Crossing Borders heißt auch zu schätzen, dass man einfach in den Bodensee springen kann, wenn die Wassertemperatur danach ist; hier heißt es, obwohl der See genau so sauber und grün und voller blauer, gelber violetter Fische, eine Bilharziose zu bekommen, und die macht blind oder gelähmt. Morgen beginnt der Workshop von Frau Keller und mir: forumtheatre, administration and god governance … wir werden sehen.
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von Nadja Keller aus Malawi

Mittwoch, 27.10.2010

5.30 h – Mit Sonnenaufgang sind die ersten Menschen am See, waschen sich, ihre Kleider, Töpfe und Babys.

6.00 h – Das Handtuch unter dem Arm zur Dusche – auch Wasser direkt aus dem See.

7.00 h – Der deutsche Teil des Teams ist pünktlich am Treffpunkt, noch vor dem Frühstück ist eine Fahrt zu Fischerdörfern und den berühmten Malawisee-Fischen geplant

7.20 h – William beginnt die Preisverhandlungen mit den Bootsmännern.

7.30 h – Wir gehen dann doch erst mal einen Kaffee trinken.

8.00 h – Das Boot ist in Sicht legt an, man kommt sich näher.
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Im September dieses Jahres machten sich Schauspieler und weitere Vertreter des Theater Osnabrück auf den Weg nach Bulgarien, zum dritten Teil der deutsch-bulgarischen Kooperation Die Stimmen von Russe.
Die sechstägige Gastspielreise führte uns nach Ruse und in die Schwarzmeerstadt Varna. Vor ausverkauftem Haus gaben wir in Ruse zwei Vorstellungen von Fassbinders “Katzelmacher”. Um die Vorstellungen herum gab es ein Rahmenprogramm, u.a. betreute die Osnabrücker Theaterpädagogik über vier Tage hinweg einen Jugendworkshop zum Thema “Vorurteile” und im Anschluss an die Vorstellungen konnten die Schauspieler auch ihr musikalisches “Können” während einer Karaoke-Party unter Beweis stellen.
Von Ruse ging es weiter nach Varna, wo ebenfalls vor ausverkauftem Haus “Katzelmacher” (bulg. Übersetzung: Gastarbeiter) gezeigt wurde.

In Bulgarien stießen wir neben sehr anregenden und warmherzigen Begegnungen zwischen Künstlern und Publikum leider auch auf ein sehr desolates Theatersystem und machten diese Misere mit Hilfe der mitreisenden Journalisten (u.a. Neue Osnabrücker Zeitung, Theater der Zeit) publik. Hier die Resolution des Deutschen Bühnenvereins vom 22.09.2010, den wir ebenfalls auf die Situation aufmerksam machten:

Bulgarische Theater kurz vor dem Aus – deutsche Landschaft angeblich Vorbild für “Reformen”!

Die bulgarische Theaterlandschaft erlebt derzeit die schlimmste Krise seit 1990 – wie es nach dem 1.1.2010 weitergehen soll, weiß momentan niemand. Seit Monaten können in vielen Theatern keine Gehälter mehr gezahlt werden, Massenentlassungen haben begonnen – erst gestern wurden im Theater Varna 73 Mitarbeiter entlassen. Dies geschieht im Namen von neuen “Reformen”, die das Ministerium für Kultur in Sofia in der Sommerpause beschlossen hat.
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Eine Delegation aus Konstanz ist seit dem 23. Oktober 2010 zum Gegenbesuch im afrikanischen Blantyre: im Rahmen der Theaterpartnerschaft mit dem malawischen Theater Nanzikambe Arts wird dort der 2. Workshop mit den malawischen Kollegen statt finden. Mit dabei Regisseur Clemens Bechtel, der in unserem Blog berichtet:

“ankunft….ab ins auto, eine halbe stunde spaeter in ner schicken villa. draussen krault im swimming pool jemand seine bahnen, wir lunchen schick mit dem goethe institut, sprechen ueber malawi, die probleme der kulturvermittlung und nippen dazu an unserer cola local cut irgendwo auf der strasse, aus unserem auto heraus reichen wir die halbvollen styroporteile mit huehnchen und fritten an die kiddies, die uns schon 20 minuten mit ihrer bettelei auf die nerven gehen, was eine geste, die jungs ziehen sich mit den fritten zurueck, der mann im pool krault wahrscheinlich immer noch, wir fahren weiter cut bruder claude von mua mission versucht die traditionelle kultur aufrechtzuerhalten, dreissig leute tanzen fuer uns in tierfellen, anfangs macht mich das beklommen, nach 2 stunden gaehne ich unterdrueckt cut ich sitze mit den kollegen zusammen und diskutiere ueber den sinn und den unsinn von politischem theater. sind wir die clowns? Sollen wir kraulende menschen inszenieren, kinder mit geschenkten fritten oder doch tanzende menschen in tierfellen? hat theater mit moral zu tun? muss der kraulende mann sich schaemen, muessen wir uns schaemen oder etwa die kinder mit den fritten? was haben wir zu erzaehlen auf dem theater hier und in konstanz? was hat diese welt mit uns zu tun? geht es ums aendern oder ums beschreiben? koennen wir dem naeherkommen oder nicht? oder doch? draussen plaetschern die wellen…von see zu see…ich freu mich aufs theater machen.” (Clemens Bechtel)

http://theaterinmalawi.suedblog.de/


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von Heike Schmidt, Projektleiterin und Chefdramaturgin an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt

Als im Januar 2009 der Startschuss für die Förderung des Projektes „Frau Luna“ durch die Bundeskulturstiftung im Fonds Wanderlust gegeben wurde, stand fest, dass die deutsch-polnischen Beziehungen bei uns in Schwedt an der Oder eine neue Qualität erfahren würden.

Wie das allerdings konkret aussehen würde, wusste keiner genau. Denn schließlich arbeiteten wir schon seit Jahren mit unseren polnischen Theaterkollegen zusammen, holten uns polnische Kinder als Zuschauer ins Weihnachtsmärchen und gastierten ab und zu an Theatern in Szczecin. Es gab also bereits eine Tradition der Zusammenarbeit bis hin zur Freundschaft auf der einen Seite – es gab und gibt aber auch den Alltag in Schwedt und Krajnik Dolny – der ersten Station hinter der Oder -, bei uns im Theater wie auch anderswo: nämlich die Schwierigkeiten des Verständnisses für einander, abgesehen von den Sprachproblemen, die zumeist recht einseitig auf der deutschen Seite liegen.

Da ist auf beiden Seiten diese Abneigung gegenüber dem Anderen, dem Fremden, dem auch historisch Feindlichem und die letztlich immer wieder auflebenden Klischees: die Polen klauen, die Deutschen wollen letztlich wieder die Polen vereinnahmen etc. …

Wie wollten wir also diese Schere zwischen Anspruch und  Realität schließen?

Natürlich ist das ein Prozess und geht nur Schritt für Schritt. Über einen – vielleicht bedeutsamen Schritt – soll hier berichtet werden:
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