Fast drei Jahre lang haben die Ensembles des Teatro Testoni Ragazzi La Baracca in Bologna und das JES kooperiert, gefördert im Fonds Wanderlust der Kulturstiftung des Bundes. Sie haben sich gegenseitig besucht, Vorstellungen gesehen, unterschiedliche Erzählweisen, aber auch Strukturen kennen gelernt, haben gemeinsam improvisiert, ausprobiert, Geschichten entwickelt, Plots entworfen und verworfen und schließlich inszeniert.

Neben vielen Erfahrungen und Impulsen für die alltägliche Arbeit stehen als Ergebnis dieser Zusammenarbeit vier Inszenierungen: Für die allerkleinsten Besucher „Uno a Uno“ von Roberto Frabetti in einer italienischen Version, bei der er selbst Regie geführt hat, und in einer deutschen Version unter der Regie von Brigitte Dethier. Und für Jugendliche ab 11 Jahren die Stücke „Quer durch die Nacht“ und „Città: Questa notte attraverso la notte“, zwei Inszenierungen, die auf derselben Stückidee basieren und von den jeweiligen Ensembles weiterentwickelt wurden. Alle vier Stücke sind jetzt Anfang Oktober im JES zu sehen, zum offiziellen Abschluss der Kooperation. Dann erscheint auch eine Dokumentation, in der die Mitarbeiter beider Theater noch einmal die Zusammenarbeit sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Theater beleuchten.
Abschluss-Wochenende der deutsch-italienischen Wanderlust-Kooperation 5. -7. 10.2012.


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„Uno a Uno –Ein Spiel für Zwei“ feiert am kommenden Sonntag, dem 6. November Premiere. Zum ersten Mal bringt das Junge Ensemble Stuttgart ein Stück für die Allerkleinsten auf die Bühne.

Inszenierungen für Zweijährige waren für die Intendantin Brigitte Dethier und ihr Ensemble bisher Neuland, doch die Zusammenarbeit mit dem Altmeister des Genres, Roberto Frabetti von La Baracca Teatro Testoni Ragazzi aus Bologna in Italien, ermöglichte nun im JES die erste Produktion für die jüngsten Gäste.
Der Titel des Stückes, Uno a Uno – Ein Spiel für Zwei, könnte programmatisch auch für die Zusammenarbeit des Jungen Ensembles Stuttgart mit dem Teatro Testoni Ragazzi / La Baracca in Bologna stehen: Zwei Partner entwickeln gleichberechtigt miteinander zwei Stücke, die an beiden Häusern mit den jeweiligen Ensembles gespielt werden.
Für diese deutsch-italienische Kooperation untersuchen Brigitte Dethier, Roberto Frabetti und ihre jeweiligen Ensembles aus Stuttgart und Bologna den natürlichen Raum jedes Menschen, seine Privatsphäre: Wenn Erwachsene vor einem Kind stehen, denken sie häufig, das Recht zu haben, ohne weiteres seine „Stadt“ zu betreten, weil sie das Kind gern haben und sich um das Kind kümmern möchten. Doch jedes Kind, auch das allerkleinste, hat einen ureigenen Bereich, und wenn wir den betreten möchten, müssen wir um Erlaubnis fragen. Aber wir können die Kinder ermutigen, die Welt jenseits ihrer Stadt zu erkunden und so ihren Erfahrungsschatz zu erweitern.

Uraufführung 6. November 2011, 15.00 Uhr, Oberes Foyer im JES
Mit Prisca Maier und David Pagan
Inszenierung Brigitte Dethier
Beratung Roberto Frabetti
Ausstattung Maria Muscinelli
Musik David Pagan
Dramaturgie und Theaterpädagogik Peter Galka

Ab ca. 2 Jahren

Unser Partnertheater “La Baracca” lädt jedes Jahr am 1. Mai Jugendliche aus Spielclubs ein, eine Performance gemeinsam in 3 Tagen zu erarbeiten und im Parco delle Mondine in Medicina (25 km von Bologna entfernt) aufzuführen. 2011 waren unter den 60 Jugendlichen auch 5 aus dem Spielclub 3 des Jungen Ensemble Stuttgart. Thema der Performance war Sport und Moral: “Che vinca il migliore! .. Ció, speremo de no!” (“Möge der Bessere gewinnen! … Ich hoffe nicht!”) Hier ein paar Eindrücke dieser Theaterreise:

“Als ich nach Italien fuhr, konnte ich kein bisschen Italienisch. Jedoch konnte ich stolz vorweisen, dass ich den Propaganda-Song des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gelernt hatte. Als ich in Italien ankam, informierte ich mich schnell über die politische Stimmung in Bologna. Sie war definitiv nicht Pro-Berlusconi. In den nächsten 2 Tagen stimmte ich gelegentlich das Lied an, konnte aber an den überraschten Blicken der anderen Jugendlichen erkennen, dass dies wohl nicht ihr Musikgeschmack war. Am letzten abend in Medicina, dem Ort wo das Theaterfestival stattfand, saß ich draußen mit einer Gruppe aus Bergamo. Um uns herum saßen viele erwachsene Leute, die ich noch nie gesehen hatte. Wir sangen gemeinsam mit der Gruppe aus Bergamo diverse Lieder von Oldies bis zu aktueller Musik. Das italienische Bier flüsterte mir zu, dass nun der Moment gekommen war, das Lied, dass ich gelernt hatte, anzustimmen. Plötzlich wurden die Stimmen um mich herum leiser, ich drehte mich um und ein paar Leute blickten überrascht herüber. Die Blicke sagten mir alles. Schnell redete ich auf Englisch weiter, laut genug sodass jeder hören konnte, dass ich nicht von hier bin. Dieser Moment zeigte mir, dass ich das nächste Mal besser etwas von Eros Rammazotti lernen werde.” Lee Kensok
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Welch ein Luxus: Fast vier Tage lang waren mehr als die Hälfte der Mitarbeiter des Jungen Ensembles Stuttgart im März gemeinsam in Bologna zu Besuch beim Partnertheater La Baracca – um die Mitarbeiter kennen zu lernen, sie in Vorstellungen auf der Bühne zu erleben, in gemeinsamen Workshops miteinander zu spielen und zu improvisieren, über die kommenden Projekte zu brainstormen und nicht zuletzt um bei birra, vino rosso und vino bianco über die unterschiedlichen Theaterstrukturen und –philosophien zu sprechen.

Wahrlich erlebnis- und erkenntnisreiche Tage: Auffällig waren beispielsweise der sehr liebevolle einladende Umgang der Schauspieler mit ihrem Publikum inklusive Begrüßung, Zeitüberbrückung, weil eine Klasse zu spät kam, und Nachgespräch – ganz im Gegensatz zum ebenso auffälligen strengen Regiment der meisten Lehrerinnen im Zuschauerraum. Auffällig auch: Wer bei La Baracca arbeitet, ist dort aus Überzeugung und fühlt das als eine Art Berufung, um nicht zu sagen: eine Lebensaufgabe. Auch dies ein wohltuender Gegensatz zum deutschen Theaterbetrieb, in dem man bisweilen das Gefühl hat, dass vor allem Schauspieler, aber auch Leitungsteams immer auf der Durchreise und in Gedanken schon beim nächsten Engagement sind.

Die meisten Mitarbeiter von La Baracca haben dort als Jugendliche in Spielclubs und Projekten angefangen und sind, learning by doing, zu Schauspielern gereift. In einem Land, in dem es nur zwei staatliche Schauspielschulen gibt, kein so ungewöhnlicher Weg. Ungewöhnlich ist schon eher, dass die meisten nicht nur schon lange bei La Baracca sind und dort bleiben wollen, sondern dass sie zudem fast alle mehrere Aufgaben haben: Schauspieler und Ausstattungsleiter, Schauspieler und Festival-Organisator etc.

Konsequenterweise haben deshalb bei dem Workshop auch auf JES-Seite alle mitgemacht: Schauspieler, Theaterpädagogen, Intendantin, Dramaturg und – zur allgemeinen Freude den Verwaltungsleiter.

Das Teatro Testoni Ragazzi / La Baracca aus Bologna stellt sich während des internationalen Festivals Schönen Aussicht mit L’albero rubamutande (Der Unterhosen klauende Baum) erstmals in Stuttgart vor. Das Stück für Kinder ab zwei Jahren erzählt die Geschichte eines Baumes, der keine Blätter mehr hat. Deshalb will sich niemand mehr in seiner Nähe aufhalten, denn er kann weder Schutz vor Regen noch vor Sonne bieten. So beschließt er, sich mit anderen Dingen zu schmücken, um wieder Schatten spenden zu können. Das Stück wird in vier Vorstellungen in deutscher Sprache und einmal in italienischer Sprache aufgeführt.
Die Schöne Aussicht findet vom 15.-23. Mai im JES und vier weiteren Stuttgarter Theatern statt und zeigt Kinder- und Jugendtheater aus ganz Europa. Schwerpunkt des diesjährigen Festivals ist das italienische Theater.
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