Welch ein Luxus: Fast vier Tage lang waren mehr als die Hälfte der Mitarbeiter des Jungen Ensembles Stuttgart im März gemeinsam in Bologna zu Besuch beim Partnertheater La Baracca – um die Mitarbeiter kennen zu lernen, sie in Vorstellungen auf der Bühne zu erleben, in gemeinsamen Workshops miteinander zu spielen und zu improvisieren, über die kommenden Projekte zu brainstormen und nicht zuletzt um bei birra, vino rosso und vino bianco über die unterschiedlichen Theaterstrukturen und –philosophien zu sprechen.

Wahrlich erlebnis- und erkenntnisreiche Tage: Auffällig waren beispielsweise der sehr liebevolle einladende Umgang der Schauspieler mit ihrem Publikum inklusive Begrüßung, Zeitüberbrückung, weil eine Klasse zu spät kam, und Nachgespräch – ganz im Gegensatz zum ebenso auffälligen strengen Regiment der meisten Lehrerinnen im Zuschauerraum. Auffällig auch: Wer bei La Baracca arbeitet, ist dort aus Überzeugung und fühlt das als eine Art Berufung, um nicht zu sagen: eine Lebensaufgabe. Auch dies ein wohltuender Gegensatz zum deutschen Theaterbetrieb, in dem man bisweilen das Gefühl hat, dass vor allem Schauspieler, aber auch Leitungsteams immer auf der Durchreise und in Gedanken schon beim nächsten Engagement sind.

Die meisten Mitarbeiter von La Baracca haben dort als Jugendliche in Spielclubs und Projekten angefangen und sind, learning by doing, zu Schauspielern gereift. In einem Land, in dem es nur zwei staatliche Schauspielschulen gibt, kein so ungewöhnlicher Weg. Ungewöhnlich ist schon eher, dass die meisten nicht nur schon lange bei La Baracca sind und dort bleiben wollen, sondern dass sie zudem fast alle mehrere Aufgaben haben: Schauspieler und Ausstattungsleiter, Schauspieler und Festival-Organisator etc.

Konsequenterweise haben deshalb bei dem Workshop auch auf JES-Seite alle mitgemacht: Schauspieler, Theaterpädagogen, Intendantin, Dramaturg und – zur allgemeinen Freude den Verwaltungsleiter.

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