„Das weiße Zimmer“ von Andreas Sauter begeistert das Publikum in Paderborn

Der Raum ist weiß. Leitern stehen an den Wänden, auf dem Boden Schreibmaschinen, Koffer, ein kleines Podest. Nüchtern wirkt das Bühnenbild von Wolfgang Menardi auf den ersten Blick. Doch nach 90 Minuten geht man angerührt, vielleicht sogar verzaubert aus dem Theater. Es ist Dienstag, die letzte von vier Vorstellungen der chinesisch-deutschen Koproduktion „Das weiße Zimmer“ im vor wenigen Wochen eröffneten Theater Paderborn.

Die Hütte ist voll, an der Kasse gerät die Dame fast in Panik, als sie reservierte Karten nicht im Computer findet. Denn sie weiß nicht mehr, wo sie welche hernehmen soll. Viele asiatisch aussehende Besucher sind gekommen, Paderborn ist eine internationale Universitätsstadt. Die Aufführung läuft zweisprachig, auf deutsch und chinesisch, Übertitel sind unnötig. Nicht nur weil die Texte so geschickt verteilt sind, dass man jederzeit der Handlung folgen kann. Sondern weil die Gefühle so stark und stimmig rüberkommen, dass die Worte nicht das Wichtigste sind.
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Am kommenden Samstag, den 5. November wird in Paderborn zum ersten Mal in Deutschland das Stück Das weiße Zimmer auf die Bühne gebracht. Bereits im Juni dieses Jahres hatte die gemeinsame Koproduktion der Westfälischen Kammerspiele Paderborn und des Huajuyuan-Theaters in Qingdao Premiere in China. Der Autor des Stückes Andreas Sauter schreibt vorab, wie es zum Stück kam, wie er sich dem Thema des Stückes genähert hat und was er bei dieser grenzüberschreitenden Arbeit entdeckte:

Als ich vom Theater Paderborn und dem Huajuyuan Theater in Qingdao angefragt wurde, das Stück für die deutsch-chinesische Theaterkoproduktion zu schreiben, war das wie ein Lottogewinn. Als Autor ist man meist an die eigene Sprache und damit an den eigenen Kulturkreis gebunden. Mich nun mit einer anderen, mir total fremden Kultur und Welt auseinander zu setzen, hat mich unglaublich gefreut. Gleichzeitig hat genau das viele Fragen gestellt. China war für mich ein weißes Blatt Papier. Ein blinder Fleck auf einer Landkarte. Ich wusste nichts über dieses Land. Oder sagen wir fast nichts. Ein paar Schattierungen vielleicht, einige Klischees. Aber was für eine Kultur ist das? Welche Traditionen gibt es? Was für Theater? Wie sind die Menschen? Wie das Leben?

Das weiße Zimmer © Westfälische Kammerspiele Paderborn


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Wir fliegen nach China und spielen dort Theater mit chinesischen Kollegen des Huajuyuan Theaters in Qingdao! Klar war Folgendes: Wir würden in deutscher, die Kollegen in chinesischer Sprache spielen.

Wie nähert man sich so einem zweisprachigen Projekt eigentlich an?

Wir probten Szenen unseres gemeinsamen Stückes “Das weiße Zimmer”, begannen mit “Kinderspielen” um das Eis zu brechen und die Namen zu lernen, begannen immer mit einem 45-minütigem Aufwärmtraining. Das chinesische Theater wirkt fremd, visueller, akrobatischer; unsere chinesischen Kollegen sind sehr körperlich. Und fit! Insgesamt ist mehr Bewegung in den Stücken, Gefühle werden groß gezeigt.

Auf Knopfdruck können sie alles spielen; sehr schön zu sehen beim Scharade spielen! Baum, Donner und Blitz oder ein Krebs werden blitzschnell mit dem ganzen Körper umgesetzt.


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