von Heike Schmidt, Projektleiterin und Chefdramaturgin an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt

Als im Januar 2009 der Startschuss für die Förderung des Projektes „Frau Luna“ durch die Bundeskulturstiftung im Fonds Wanderlust gegeben wurde, stand fest, dass die deutsch-polnischen Beziehungen bei uns in Schwedt an der Oder eine neue Qualität erfahren würden.

Wie das allerdings konkret aussehen würde, wusste keiner genau. Denn schließlich arbeiteten wir schon seit Jahren mit unseren polnischen Theaterkollegen zusammen, holten uns polnische Kinder als Zuschauer ins Weihnachtsmärchen und gastierten ab und zu an Theatern in Szczecin. Es gab also bereits eine Tradition der Zusammenarbeit bis hin zur Freundschaft auf der einen Seite – es gab und gibt aber auch den Alltag in Schwedt und Krajnik Dolny – der ersten Station hinter der Oder -, bei uns im Theater wie auch anderswo: nämlich die Schwierigkeiten des Verständnisses für einander, abgesehen von den Sprachproblemen, die zumeist recht einseitig auf der deutschen Seite liegen.

Da ist auf beiden Seiten diese Abneigung gegenüber dem Anderen, dem Fremden, dem auch historisch Feindlichem und die letztlich immer wieder auflebenden Klischees: die Polen klauen, die Deutschen wollen letztlich wieder die Polen vereinnahmen etc. …

Wie wollten wir also diese Schere zwischen Anspruch und  Realität schließen?

Natürlich ist das ein Prozess und geht nur Schritt für Schritt. Über einen – vielleicht bedeutsamen Schritt – soll hier berichtet werden:
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Die ursprüngliche Idee sei ja gewesen, „Sporttheater“ zu machen, sagt der polnische Regisseur und Schauspieler Cezary Morawski auf deutsch und verzieht das Gesicht. „Sporttheater! Aber da habe ich gesagt, dann reise ich sofort wieder ab.“ Heike Schmidt, die Chefdramaturgin der Schauspielsparte der Uckermärkischen Bühnen Schwedt, lächelt unerschrocken und korrigiert: „Theatersport. Ja, wirklich, wir wollten nach ‘Frau Luna’ mit dem polnischen Partnerensemble Workshops durchführen und dann gemeinsam Theatersport machen – Improvisationstheater.“ Aber Morawski wollte nicht. Und da hätten sie sich gefragt: „Was dann?“

Flieg, Maikäfer, flieg!

Heike Schmidt und Cezary Morawski sitzen im Foyer des Intimen Theaters, einer von mehreren Bühnen im Mehrzweckbau der Uckermärkischen Bühnen Schwedt. Soeben hatte Pommerland ist abgebrannt Premiere, das Stück, das sie, da es mit dem Theatersport nichts wurde, gemeinsam geschrieben haben. „Leć biedronko, leć!“ (Flieg, Maikäfer, eigentlich: Marienkäfer, flieg!) – eine deutsch-polnische Kopoduktion mit zwei Darstellern aus dem Schwedter Ensemble, (Uwe Heinrich und Uwe Schmiedel) einer in Deutschland geborenen polnischen Theaterstudentin aus Warschau (Justyna Bielecka) und sechs Sängern und Tänzern aus dem Chor und Ballett der Opera na Zamku Szczecin. Bühne und Kostüme stammen von Anke Fischer aus Schwedt, Regie führte Morawski, ein gebürtiger Stettiner und in Polen ein Fernsehstar.

Pommerland ist abgebrannt, Szenenfoto: Udo Krause

Pommerland ist abgebrannt, Szenenfoto: Udo Krause


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