Aufklärungsarbeit

Am Morgen besuchen wir die Association pour la Gestion de l’Environnement et le Developement, die von internationalen Förderern, hauptsächlich deutschen, niederländischen und dänischen, ins Leben gerufen wurde. Der Ortsleiter Bassa Bokoum erzählt von seiner Arbeit und seinen Erfolgen. Auch sie fangen klein an und versuchen durch Aufklärungsarbeit vor Ort, die Menschen zum Umdenken zu bewegen. Besonders stolz ist er auf einen Film über ihre Arbeit, der 2000 bei der Expo in Deutschland gezeigt worden ist.

Freundschaftsdienst:

Souma Bokoum Adja und das Leben in Dori

Danach suchen wir Pascal Ouedraogo auf, der im Hotel Populaire arbeitet und ein Bekannter der Schauspielerin Rachelle Ouedraogo ist und damit quasi unser „Bruder“, den wir unbedingt besuchen müssen. Er lädt uns in den Hof des Hotels, und wir nehmen in einem lindgrünen Pavillon Platz und trinken Fanta, neben Coca Cola das hiesige „Nationalgetränk“. Nach dem Austausch der einleitenden Höflichkeiten fragt Kontil nach der Möglichkeit, hier Kamele zu sehen und danach, eine Familie aufzusuchen, die uns über das alltägliche Leben hier in Dori erzählen könnte. Auf diese Weise lernen wir Cissé kennen, den Pascal uns als jemanden vorstellt, der alle Probleme lösen kann. Und tatsächlich: er kann.

Er organisiert einen Führer, der uns morgen früh zu den Kamelen bringen kann, die den Tag über im Busch verbringen, und bringt uns zu Souma Bokoum Adja, einer Frau um die 40, die mit ihrer Familie hier lebt. Wir sitzen in ihrem Hof und sie erzählt uns aus ihrem Leben. Über viele meiner Fragen, die Cissé übersetzen muss, da Souma kaum französisch spricht, muss sie lachen. Natürlich leben hier mehrere Generationen zusammen, aber jedes Ehepaar baut sein eigenes Haus und versorgt sich selbst. Ja, es gäbe schon mal Streit, aber die Familie halte immer zusammen. In den letzten Jahren, erzählt sie, ist die Situation schlimmer geworden. Man lebt vom Verkauf der Tiere, mit denen man eng zusammen lebt. Früher fanden die Tiere auf der Weide genug zu fressen, jetzt muss man um teures Geld Futter zukaufen. Sie holt eine Dose, in der sich irgendwann einmal 2 kg Tomaten befunden haben: so viel Futter müsse man heute dazu kaufen, um die Tiere über die Runden zu bringen. Und die Preise für das Futter würden weiter steigen. Trotzdem würden die Leute nicht daran denken, von hier fortzugehen. Man sei doch hier geboren und hier lebe die Familie. Niemand, nicht einmal die Jungen, würden gerne von hier fortgehen.

Als ich Souma nach ihrem Lebenstraum frage, lacht sie wieder. Sie ist mit ihrem Leben sehr zufrieden. Sie weiß nicht, was sie sich sonst noch wünschen sollte. Ich versuche es über die Kinder: ob sie nicht möchte, dass es ihren Kindern besonders gut geht und was das dann für sie bedeuten würde: Reichtum, gute Ehe. Das versteht sie. Ihre Kinder, sagt sie, sollen vor allem etwas lernen, brav zur Schule gehen und gut heiraten. Fast alle Kinder würden heute zur Schule gehen und könnten etwas lernen, auch die Mädchen. Das sei sehr gut. Auch dass die Kinder heute nicht mehr von den Eltern verheiratet würden, sondern dass die Eheleute sich bereits vor der Ehe treffen könnten. Alles in allem sei sehr viel passiert in den letzten Jahren und Jahrzehnten, besonders was die Stellung der Frau angehe. Ihr Mann zum Beispiel frage sie bei Entscheidungen immer nach ihrer Meinung, vieles dürfe sie sogar selbst entscheiden, sogar das Vieh verkaufen. Sie könne also sehr zufrieden sein mit ihrem Leben. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Souma und bei Cissé, den wir in einer Bar auf ein Brakina einladen und weiter mit ihm über das Leben in Dori sprechen.

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