Am kommenden Samstag, den 5. November wird in Paderborn zum ersten Mal in Deutschland das Stück Das weiße Zimmer auf die Bühne gebracht. Bereits im Juni dieses Jahres hatte die gemeinsame Koproduktion der Westfälischen Kammerspiele Paderborn und des Huajuyuan-Theaters in Qingdao Premiere in China. Der Autor des Stückes Andreas Sauter schreibt vorab, wie es zum Stück kam, wie er sich dem Thema des Stückes genähert hat und was er bei dieser grenzüberschreitenden Arbeit entdeckte:

Als ich vom Theater Paderborn und dem Huajuyuan Theater in Qingdao angefragt wurde, das Stück für die deutsch-chinesische Theaterkoproduktion zu schreiben, war das wie ein Lottogewinn. Als Autor ist man meist an die eigene Sprache und damit an den eigenen Kulturkreis gebunden. Mich nun mit einer anderen, mir total fremden Kultur und Welt auseinander zu setzen, hat mich unglaublich gefreut. Gleichzeitig hat genau das viele Fragen gestellt. China war für mich ein weißes Blatt Papier. Ein blinder Fleck auf einer Landkarte. Ich wusste nichts über dieses Land. Oder sagen wir fast nichts. Ein paar Schattierungen vielleicht, einige Klischees. Aber was für eine Kultur ist das? Welche Traditionen gibt es? Was für Theater? Wie sind die Menschen? Wie das Leben?

Das weiße Zimmer © Westfälische Kammerspiele Paderborn


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Paul Koek inszeniert „Drei Schwestern“ in Bochum als surreales Musikschauspiel

„Er hat alles komponiert.“ Paul Koek spricht über Anton Tschechow. „Jeder Dialog gibt den Szenen davor und danach eine bestimmte Dynamik. Wenn du etwas streichst, änderst du die Partitur.“ Paul Koek hat nicht gestrichen in seiner Inszenierung der „Drei Schwestern“ am Schauspielhaus Bochum. Sondern mit drei Musikerinnen seiner „Veenfabriek“ aus Leiden einen eigenartigen, wunderschönen Theaterabend geschaffen, ein Musikschauspiel.

Ein Haus ohne Vorderwand, vier Etagen hoch. Das Publikum schaut auf Zimmer, in denen nur wenige Möbel stehen. Manche Wände sind tapeziert, andere einfach aus Holz. Tschechows „drei Schwestern“ wohnen mit ihrem Bruder Andrej auf einer Baustelle. Die Musikerinnen geistern durchs Haus, sie unterlegen das Geschehen mit zarten, dissonanten, reibungsvollen Klängen, oft sind es wummernde, pochende, fiepende Geräusche. Bei jeder Inszenierung Paul Koeks gibt es einen konkreten Komponisten als Bezugspunkt, einen „ghost composer“. In diesem Fall ist es Morton Feldman, an dessen Stücke sich eine Cellistin, eine Flötistin und Kokomponistin Teodora Stepancic an den Tasteninstrumenten anlehnen.


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3sat berichtete auf Kulturzeit vom Stück “Boy with a Suitcase” (Der Junge mit dem Koffer). Den Film gibt es in der 3sat Mediathek: Zum Film

“We made it to the other side of the world.”

"Boy with a Suitcase" © Nationaltheater Mannheim / Schnawwl

As our characters Naz and Krysia have travelled half across the world in search of a better life in London, we have travelled 2 months to arrive on a common playground, which is our joint production of  “Boy with a Suitcase”. As always in a coproduction, we all started from different lands – aesthetically, working style wise and language wise.  The journey brought us along a sometimes bumpy road to a much deeper understanding of what theatre means to each one of us and how we inegrate it into our lives – 4 hours a day for joy or 8 hours a day to make a living? A place to think and play or a place to work? A place for perfection or a place for taking risks? Interestingly, we could never agree on what is “Indian” or “German” as  all of us come from a different theatre background within our cultures.

"Boy with a Suitcase" © Nationaltheater Mannheim / Schnawwl

Our two costume designers Amba from Delhi and Evi from Mannheim went on the wildest journey. They had to jointly design and make the costumes for Boy.  They are not only two artists in their own rights, they are also two very differently paced human beings. Where Amba feels and smells fabric and thinks of the larger philosophies behind patterns and colours, Evi has made 7 drawings, bought 5 pairs of funky sunglasses and tried them on the actors.  So these two set off in the early rehearsals in Nrityagram and the road was narrow and windy and sometimes their bus seemed to fall over the steep edge. But it never quite did.  On top, at the pass between two rugged mountain peaks, after heated discussions and some tears:
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Lothar Kittsteins mysteriöser Psychothriller „Die Geister von Amnas“ im Theater Oberhausen

Drei Zimmer, mit Türen verbunden. Sie sind leer, weiße Umrisse an den schmuddeligen Wänden lassen ahnen, wo Möbel gestanden und Bilder gehangen haben. Kein Weg führt nach draußen, die Menschen verschwinden nur manchmal im Inneren eines anscheinend labyrinthischen Komplexes. Eine surreale, schäbige, bedrohliche Welt hat Ausstatterin Dorothee Curio für Lothar Kittsteins Stück „Die Geister von Amnas“ entworfen. Die Uraufführung ist eins der Projekte im Rahmen der Wanderlust-Partnerschaft mit dem Nationaltheater Radu Stanca in Sibiu.

"Die Geister von Amnas", Esther Hausmann (Kristina, Maria), Angela Falkenhan (Die junge Kristina, Die junge Maria), Hartmut Stanke (Hans), Foto: Birgit Hupfeld

Kittstein und das Regieteam um Bernhard Mikeska sind einige Wochen ins rumänische Siebenbürgen gereist. Ihr Interesse galt nicht in erster Linie dem ehemaligen Hermannstadt, sondern den kleinen Dörfern ringsum. Eins davon heißt Amnas, wurde lange von Siebenbürger Sachsen bewohnt, doch nach der Revolution zogen viele fort, und nur die Alten blieben. Die Häuser verfielen, es gab keine Polizei, das Dorf wurde zum rechtsfreien Raum. Einmal die Woche kommt ein Wagen und verkauft Milch und Lebensmittel. Heute leben mehr Roma als Deutschstämmige in Amnas. Lothar Kittstein hat Gespräche geführt, die Begegnungen auf sich wirken lassen. Auf den ersten Blick sind die Interviews im Stück nicht erkennbar, es ist kein Dokumentartheater geworden, sondern ein gestalteter Text. Nur manchmal wundert man sich über seltsame Brüche. Da flucht ein Mann plötzlich ständig mit amerikanischen Four-Letter-Words. Da geistert einer der Interviewpartner ins Stück, der so gesprochen hat.
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