Die Theaterstücke der Rumänin Lia Bugnar drehen sich immer um die Liebe

Sie scheint wegzukriechen, doch den Kopf mit den Fühlern dreht sie neugierig um, dem Betrachter entgegen. Die silberne Schnecke steht in einem kleinen Park in der Nähe des Oberhausener Hauptbahnhofs. Sie blitzt zwischen Hecken hervor, Kinder lehnen sich gern an sie an, sie ist ein schönes Fotomotiv. Als Lia Bugnar das Kunstobjekt sah, stand für sie der Titel ihres neuen Theaterstücks fest: “Die Schnecke von Oberhausen”.

Das korrespondiert zu Lothar Trolles “Der Engel von Sibiu”, dessen Premiere am 6. März im Radu Stanca Nationaltheater stattfinden wird. Die Kooperation der Bühnen aus Rumänien und dem Ruhrgebiet beinhaltet auch einen kleinen Austausch der Dramatiker. Trolle ist nach Sibiu gereist, um Anregungen für sein Stück zu bekommen, Lia Bugnar schaut sich nun in Oberhausen um.

Lia Bugnar mit Regisseur Radu Nica, der ihr Stück in Oberhausen inszenieren wird.


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Das Theater Osnabrück und das Drama Theatre Russe zeigen “Rustschuk – die gerettete  Zunge” nach Elias Canetti

Erinnerungen sind selten klar. Oft verschwimmen die Bilder, fügen sich zusammen, zerfließen wieder. Eine Autobiographie zu schreiben bedeutet immer auch, sein Leben neu zu erfinden. Der Regisseur und Bühnenbildner Ivan Stanev hat für das Wesen der Erinnerung ein überragendes Bild gefunden.

Theater Osnabrück und Drama Theatre Russe, Rustschuk – die gerettete Zunge nach Elias Canetti

Theater Osnabrück und Drama Theatre Russe, Rustschuk: "Die gerettete Zunge" nach Elias Canetti

Die Bühne des Emma-Theaters, der kleinen Spielstätte des Theaters Osnabrück, steht unter Wasser. Über die Lautsprecher tönt die Stimme des Schriftstellers Elias Canetti, es ist ein Interview zu seinem 70. Geburtstag. Deutsch – so hören wir – ist erst die vierte Sprache, die er gelernt hat. Dazu bewegt sich eine überdimensionale Zunge am Rand des Bassins. Den ersten Teil seiner Autobiographie hat Elias Canetti “Die gerettete Zunge” genannt. Eine seiner frühesten Erinnerungen handelt von einem Mann, der  mehrmals drohte, ihm, dem kleinen Jungen, die Zunge herauszuschneiden. Die Zunge verschwindet, der Schauspieler Jan Schreiber nimmt an einem Tisch Platz, hinter Mikrofon und Schreibmaschine.  Er sieht wie der ältere Canetti aus und nähert sich auch sprachlich der wienerischen Sprachmelodie des Autoren. Die Rückschau auf die frühen Jugendjahre beginnt.  Bilder schimmern durch die Wasseroberfläche hindurch. Erst sind es Porträtfotos, Canetti als Kleinkind, als Jugendlicher, als Erwachsener. Später sind es Postkarten die Rustschuk, die Stadt an der Donau, die heute Russe heißt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigen. Sie drehen sich, zerlaufen, fließen ineinander. Was der Videokünstler Thorsten Alich hier zusammen mit der Osnabrücker Technik leistet, ist grandios. Wir schauen in Canettis Kopf, beobachten den Prozess des Erinnerns.
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Am 23. Februar soll Lothar Trolles Stück “Der Engel von Sibiu” am dortigen Theater Radu Stanca Uraufführung haben. Die Bühne hat eine deutsche Abteilung, an der Oberhausens Intendant Peter Carp nun inszeniert. Ein Gespräch kurz vor dem Abflug nach Sibiu.

Peter Carp © T+T Fotografie

Peter Carp © T+T Fotografie

Wie kam es zur Zusammenarbeit von Oberhausen und Sibiu?

Carp: Ich habe schon in Luzern, als ich dort tätig war, mit Künstlern aus anderen Ländern zusammen gearbeitet. Das habe ich in Oberhausen fortgesetzt. Das wurde am Anfang etwas belächelt. Dann fingen die Leute an, das ernst zu nehmen, jetzt machen es viele Theater. Und es wird sogar von der Kulturstiftung des Bundes unterstützt, mit dem Fonds Wanderlust. Das hat mich sehr gefreut. Es gab schon ein paar Kontakte zum Theater nach Sibiu. Der Regisseur Andrej Zholdak, der regelmäßig bei uns arbeitet, inszeniert auch in Sibiu. Dort gibt es eine deutsche Abteilung. Wegen der deutschen Minderheit, die nach wie vor in Sibiu – dem ehemaligen Hermannstadt – lebt.  Insofern bot es sich an, auch über das Thema Migration nachzudenken. Viele Deutsche sind ja in den neunziger Jahren aus Sibiu weggegangen.
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Eine bulgarisch-deutsche Koproduktion im Theater Osnabrück bringt die Kindheit von Elias Canetti auf die Bühne

Ein Probenbesuch

Rustschuk in Bulgarien, Manchester, Zürich, Wien – das sind die Orte, an denen der Schriftsteller Elias Canetti seine Jugend verbracht hat. Der Literaturnobelpreisträger hat die ersten 15 Jahre seines Lebens im ersten Band seiner Autobiographie beschrieben. “Die gerettete Zunge” heißt das Buch. Das Theater Osnabrück bringt es nun auf die Bühne, als Koproduktion mit dem Theater Russe. So heißt die Stadt Rustschuk, die fünftgrößte in Bulgarien, heute. Der aus Bulgarien stammende und in Berlin lebende Regisseur Ivan Stanev inszeniert mit einem gemischten Ensemble aus beiden Ländern. Freitag ist Premiere.

Ein kleines Kind  beobachtet sein Kindermädchen und ihren Liebhaber. Die beiden fühlen sich ertappt. Sie droht dem Jungen, wenn er etwas verrate, dann würde sie ihm die Zunge rausschneiden. Elias Canetti schweigt, jahrelang. Viele Jahrzehnte später nennt er den ersten Teil seiner Autobiographie “Die gerettete Zunge”.

Die Zunge spielt mit. Sie ist ein überdimensionales Ding, das sich langsam bewegt, züngelnd. Fast wirkt es als säße zusammengekauert jemand unter Stoff, ein aufopferungsvoller Tänzer vielleicht. Dann drückt die Regieassistentin auf einen Knopf, und die Zunge steht still. Sie ist eine Maschine. Eine faszinierende, eklige Maschine, die auch ein seltsames Wesen aus der Tiefsee sein könnte.


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Das Mannheimer Jugendtheater Schnawwl bringt in “Das Lied von Rama” einen indischen Mythos auf die Bühne

Das Lied von Rama © Staatstheater Mannheim / Schnawwl

15 lange Stoffbahnen begrenzen den Raum, sind mit dem Teppichboden verwoben. Niemand darf dieses Bühnenbild mit Schuhen betreten. An den Seiten der Spielfläche sitzen Musiker. Die Sitar kennt man vielleicht noch, die anderen Instrumente sind schon spezieller. Esraj, Dilruba, verschiedene Trommeln und Schlagzeuge. Die Musiker schaffen einen fernöstlichen  Klangraum  für die deutschsprachige Erstaufführung “Das Lied von Rama”, einer Bearbeitung des neben dem “Mahabharata” wichtigsten Epos der indischen Literatur. Aber die Musiker stammen nicht aus Indien, die große Koproduktion des Mannheimer Jugendtheaters Schnawwl mit der indischen Bühne Ranga Shankara aus Bangalore kommt erst im weiteren Verlauf der Spielzeit. Die übrigens ganz unter dem Motto “Fremde Freunde” steht.


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