Gute Freunde hatten uns vorbereitet: Franzosen haben eine Eigenart, die man berücksichtigen sollte. Sie legen wert darauf, dass zu Beginn einer gemeinsamen Arbeit eine flirrende Atmosphäre gestiftet wird! Wir kochten, zogen weiße Tischtücher auf und tafelten auf einer Terrasse, von der aus wir über die halbe Stadt sehen konnten. Nach zwei Stunden wurden unsere Gäste, Joel Pommerat und seine Compagnie Louis Brouillard unruhig. Sie wollten endlich auf die Bühne!

Obwohl der aktuelle Titel unseres Projektes Ma chambre froide / Mein kaltes Zimmer lautet, war die erste Begegnung mit dem französischen Autor und Regisseur Joël Pommerat und drei seiner Schauspieler alles andere als kühl. Unsere erste gemeinsame Workshop-Woche begann.

Wir öffneten den Fundus unserer Puppen!  Pommerat und seinen Spieler gewannen Einblicke in verschiedene Inszenierungen, Puppenarten und Spielweisen. Einige Puppen sind Pommerat besonders ans Herz gewachsen, vor allem die Puppe der Holly Golightly aus „Frühstück bei Tiffany“ – „eine Stradivari!“ – meinte Joel begeistert.

In Frankreich, erzählten unsere Gäste, gäbe es so etwas nicht! Die Puppe kommt Joels Vorliebe entgegen. Sie birgt die Möglichkeit, seiner Theater-Arbeit eine weitere Ebene hinzuzufügen.


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Es ist geschafft! Proben, Endproben, Beleuchtungskorrekturen – alles vorbei. Premierenfieber macht sich breit und zwar bei jedem von uns. Lampenfieber ist wohl nicht Kultur- und Sprachabhängig, es ist ein globales Gefühl. Nun noch schnell mit dem Kauf von ein paar Premierengeschenken ablenken, noch schnell ein ‚deutsches’ Souvenir kaufen, schon mal ein bisschen im Sankt Petersburger Reiseführer blättern und … warten. Warten auf den Premierenabend, auf die Maskenzeit, auf das Black im Zuschauerraum, auf die gleichzeitig eintretende Stille, warten auf den ersten Auftritt, auf den letzten Satz, auf den Applaus. Warten auf die Reaktion der Zuschauer, auf die Kritiken. Knapp acht Wochen Probenzeit sind wie im Flug vergangen und die letzten Stunden vor der Premiere scheinen sich endlos in die Länge zu ziehen.
Wir freuen uns auf die Premierenfeier, denn, so sagt man, feiern können Deutsche und Russen am Besten und am Besten zusammen. Kultur hin, Kultur her, Sprache hin, Sprache her, trotz Vorurteile, Klischees, Sprachbarrieren und unterschiedlicher Arbeitsweisen haben wir gemeinsam einen Theaterabend der besonderen Art erarbeitet. Mehr als sonst war der Weg das Ziel. Oft ging es uns wie Urs-Peter und Pyotr, wie Selina und Alina, aber im SUMSUM²-Universum gibt es immer einen Weg der Verständigung – auch ohne Sprache.


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Endspurt in Erlangen. In knapp einer Woche feiert SUMSUM² endlich Premiere. Und wie das vor jeder Premiere so ist, haben wir in einer Matinee zum Stück den Zuhörern den Mund schon mal so richtig wässrig gemacht. Im Hintergrund liefen Impressionen von Sankt Petersburg, wohin das komplette SUMSUM²-Team ein paar Tage nach der Premiere reisen wird, um die dortige ‘opening night’ am 8. Juli 2010 vorzubereiten, Reto und Matthias gaben eine kleine musikalische Kostprobe und Regie und Schauspieler kamen zu Wort zum Stück an diesem sonnigen Sonntagvormittag.


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Die letzten drei Wochen gehörten in Berlin eindeutig dem polnischen Theater. Beim bereits dritten Polski Express im HAU gastierten u.a. Handkes “Kaspar” von Barbara Wysocka, “Das gelobte Land” von Jan Klata und “Apol(l)onia” von Krzysztof Warlikowski: ein junger Formversuch, eine politisch deutliche, ästhetisch eher plakative Stellungnahme zur Geschichte und eine intelligente, kraftvolle, aber auch etwas sentimentale Breitwandcollage zum Thema Opfer-Sein und Opfer-Bringen. Da hatte man innerhalb weniger Tage den Nachwuchs, das in Polen bereits etablierte politische Theater und den europäischen Festivalstar vor Augen.

In der Volksbühne war im Rahmen eines Spanien-Schwerpunkts letzten Sonntag dann das Madrider Teatro de la Abadía mit “Fin de Partida” zu sehen – Becketts “Endspiel” in einer psychologisch erlesenen, gewissermaßen goldgerahmten Inszenierung von Krystian Lupa, einem (wie sagt man es anders?) polnischen Altmeister, der sich auf Konrad Swinarski und Tadeusz Kantor bezieht. Und gestern wurde im Maxim Gorki Theater  “Czekajac na Turka” (“Warten auf den Türken”) von Andrzej Stasiuk gezeigt, eine Produktion des Stary Teatr Krakau, inszeniert vom Intendanten Mikolaj Grabowski (der als ein in den 40er Jahren Geborener zur Lupa-Generation gehört).

Jan Peszek als Ex-Grenzer auf dem Schlagbaum über schaumigem Boden. Foto: Kornecki


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Wie proben deutschsprachige Schauspieler mit russischsprachigen Kollegen und einem russisch sprechenden Regisseur? Das nachfolgende Video gibt Antwort! Eine harte, eine fremde, eine ganz andere Theaterarbeit, als wir das aus dem herkömmlichen Theaterbetrieb gewohnt sind. Da ist Geduld gefragt, wenn jeder Satz übersetzt werden muss, Vertrauen, dass jede Frage und Antwort auch ‚richtig’ ankommt. Valya, der russische Regisseur des Erlanger Teils sagt, er vertraue jetzt mehr seinen Augen als seinen Ohren. Sprache ist wichtig – keine Frage – aber vielleicht doch nicht alles? Wir sind der Antwort in SUMSUM² auf der Spur!


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