Bei der Verleihung des nationalen Theaterpreises Frankreichs, dem Molière, am 17.04.2011, der die besten französischsprachigen Bühnenproduktionen und Theaterschaffenden des vergangenen Jahres prämiert, erhielt Joёl Pommerat gleich zwei Auszeichnungen. Eine für seine Compagnie „Louis Brouillard“ in der aktuellen Produktion “Ma chambre froide“ und die zweite als „Meilleur auteur francophone vivant“, als Bester lebender französischer Autor. Wir gratulieren herzlich!

Mit reduzierten Mitteln inszeniert Andrea Gronemeyer mit einem indisch-deutschen Ensemble eine packende Geschichte

Fast täglich hört man diese Meldungen: Wieder ist ein Flüchtlingsboot gekentert, vor Lampedusa zum Beispiel. Einige wenige konnten sich retten, viele sind ertrunken, die genaue Zahl kennt niemand. Im Mannheimer Schnawwl bekommen zwei dieser Flüchtlinge Gesichter und Geschichten. Es sind Menschen wie Krysia und Naz, die sich unter Lebensgefahr auf dem Weg in die scheinbar bessere Welt machen. Mit dem Wanderlust-Partner, dem Ranga Shankara Theater aus dem indischen Bangalore, entwickelt Regisseurin Andrea Gronemeyer grandioses Erzähltheater: “Der Junge mit dem Koffer”.

Zwei Schauspieler, ein Mensch: B. V. Shrunga als junger Naz und David Benito Garcia als Erzähler.


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Nach mehrmonatiger Arbeit feierte Joёl Pommerats „Ma chambre froide“ am Pariser Odéon-Théâtre de l´Europe seine Premiere:

Ein wohlhabender, aber nicht sonderlich attraktiver Mann – beflissener Erotomane und unheilbar erkrankt – will seinen Besitz nicht an seine leiblichen Kinder vererben, sondern an die Angestellten eines Supermarkts, der ihm gehört. Er will beweisen, dass er unersetzbar ist. Und er will unsterblich sein! Als Gegenleistung für das Erbe sollen die Angestellten ein Theaterstück über sein Leben verfertigen und zehn Jahre lang je ein Mal pro Saison aufführen. Die zukünftigen Millionäre sind von dieser Aufgabe überfordert. Unter den Angestellten befindet sich aber eine gutherzige Frau, die heimlich in das vermeintliche Scheusal verliebt ist und es mit Hilfe des Theaters läutern will. Da es ihr an Durchsetzungskraft mangelt, erfindet sie einen Bruder, der statt ihrer die Theaterproben leitet. Dieser Bruder, verkörpert von ihr selbst, wird zum Objekt der Begierde des kranken Mannes, der inzwischen im Krankenhaus auf den Tod wartet. Aber auch der Bruder kann das Theater und die angeschlagene Firma nicht retten …

Die deutschsprachige Presse lässt diesen Abend nicht kommentarlos vorüberziehen. Eberhard Spreng schreibt auf www.dradio.de: „Wie in seiner vorangegangenen Arbeit versammelt Joёl Pommerat das Publikum in einer kleinen Manege, in der die rasche Szenenfolge mit äußerst sparsamen spielerischen und regielichen Mitteln vorangetrieben wird. Und dennoch bekommt das Geschehen um die ökonomischen Nöte dieser Genossenschaft immer wieder magische Momente: Es sind Reminiszenzen aus der Vergangenheit, die finsteren Mächte der Kindheit, die vor allem Blocq und Estelle nicht loslassen. Pommerats Theater ist ein zauberhaftes Faszinosum: es führt die Zuschauer im Handumdrehen von dem Lachen der Farce ins epische Theater, vom kruden Supermarktrealismus zu den Dämonen der Seele. Es ist komisch und tiefgründig zugleich und bleibt bis zum Schluss ein spannendes Rätsel.“

In der „Neuen Zürcher Zeitung“ schreibt Marc Zitzmann: „Alltag und Albtraum. Immer wieder durchbrechen surreale Blüten den Betonboden von Pommerats Geschichten aus der Berufsrealität: Versatzstücke aus Fernsehshows, Groschenromanen oder Filmen wie jenen von Pedro Almodóvar oder David Lynch. (…) Jeden Wechsel zwischen den zahlreichen, überwiegend kurzen Szenen markiert ein Moment völliger Finsternis – harte Schnitte, denen etwas Filmisches eignet und die dem Spektakel seine dunkle Grundierung geben. Kontrapunktiert wird dieses durch die leise, nie überzeichnete oder gar ätzende Situationskomik, die viele Szenen charakterisiert -  Pommerat richtet bei der Behandlung eines a priori trockenen Sujets wie der Verwaltung von Unternehmen den Fokus nicht auf Ideologisches oder Politisches, sondern auf Humoristisch-Allzumenschliches.“

Nach gemeinsamen Workshops in Halle und Toulon tragen wir nun das „Pommeratsche Feuer“ ins Puppentheater Halle und erarbeiten – unterstützt von der Compagnie Louis Brouillard – die Deutschsprachige Erstaufführung!

Skadi Gleß und Ralf Meyer

3sat berichtete auf Kulturzeit vom Stück “Boy with a Suitcase” (Der Junge mit dem Koffer). Den Film gibt es in der 3sat Mediathek: Zum Film

“We made it to the other side of the world.”

"Boy with a Suitcase" © Nationaltheater Mannheim / Schnawwl

As our characters Naz and Krysia have travelled half across the world in search of a better life in London, we have travelled 2 months to arrive on a common playground, which is our joint production of  “Boy with a Suitcase”. As always in a coproduction, we all started from different lands – aesthetically, working style wise and language wise.  The journey brought us along a sometimes bumpy road to a much deeper understanding of what theatre means to each one of us and how we inegrate it into our lives – 4 hours a day for joy or 8 hours a day to make a living? A place to think and play or a place to work? A place for perfection or a place for taking risks? Interestingly, we could never agree on what is “Indian” or “German” as  all of us come from a different theatre background within our cultures.

"Boy with a Suitcase" © Nationaltheater Mannheim / Schnawwl

Our two costume designers Amba from Delhi and Evi from Mannheim went on the wildest journey. They had to jointly design and make the costumes for Boy.  They are not only two artists in their own rights, they are also two very differently paced human beings. Where Amba feels and smells fabric and thinks of the larger philosophies behind patterns and colours, Evi has made 7 drawings, bought 5 pairs of funky sunglasses and tried them on the actors.  So these two set off in the early rehearsals in Nrityagram and the road was narrow and windy and sometimes their bus seemed to fall over the steep edge. But it never quite did.  On top, at the pass between two rugged mountain peaks, after heated discussions and some tears:
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