Die Sachen sind gepackt! Tag 1, Samstag, 03.März 2012, 14.50h

Nicht zum ersten Mal geht das Puppentheater auf Reisen, doch diese Gastspieltour wird eine besondere sein: an 8 Abenden spielen wir in 5 französischen Städten vor insgesamt 2000 Zuschauern “Meine Kältekammer”. Unsere Reise führt uns von Paris über Clamart, Brétigny und Champigny nach gut zweieinhalb Wochen wieder zurück nach Halle. Neben den Spielern Marie Bretschneider, Nils Dreschke, Steffi König, Sebastian Fortak, Katharina Kummer, Lars Frank und Ulrike Langenbein sind auch Christoph Werner, Angela Baumgart, Francesca Spinazzi und meine Wenigkeit auf Reisen. Und natürlich die Kollegen der Technik, deren Reise heute schon begonnen hat und die, wenn alles gut gelaufen ist, genau in diesem Moment unser Bühnenbild im Théâtre Paris Villette ausladen! Wir anderen steigen morgen Abend am Leipziger Flughafen in unsere Air France Maschine und freuen uns jetzt schon auf den Anblick des nächtlich beleuchteten Eiffelturms.

Bonjour! Tag 2, Sonntag, 04.03.2012, 23.59h

Alle Koffer sind da und das Hotel ist klein aber fein. Ein kalter, nasser und stürmischer Wind empfängt uns in Paris und doch ist die  Stimmung gut. Wir alle freuen uns auf die gemeinsame Zeit. Der erste gemeinsame Abend in der Hotellobby ist in diesem Moment zu Ende gegangen. Morgen früh klingelt der Wecker um 7.30h. Es wird ein voller und anstrengender Tag: am Vormittag Durchsprechprobe, am Nachmittag eine Probe auf der Bühne und am Abend die erste Vorstellung, ausverkauft. Das Pariser Publikum ist neugierig auf uns und wir sind ebenfalls gespannt.

Französische Bretter, die die Welt bedeuten. Tag 3, Dienstag, 06.03.2012, 1.40h

Es war ein bedeutender Tag. Das Théâtre Paris Villette ist der Ort, an dem Joel Pommerat den Beginn seines eigenes Schaffen hatte und über Jahre verfolgte. Heute Abend standen wir mit seinem Stück auf genau dieser Bühne. Und er war unser Gast! Bewegt, kritisch und voller Wertschätzung über unsere Inszenierung seinen Textes. Es ist kaum zu glauben, doch tatsächlich sah sich Pommerat das erste Mal eines seiner Stücke in der Inszenierung von jemand anderem an. Wir fühlen uns geehrt und freuen uns auf eine zweite morgige Vorstellung.

Doch bis dahin ist erst einmal Paris-Tourismus angesagt!

Mitten in Paris. Tag 4, Mittwoch, 07.03.2012, 0:50h

Paris ist aufregend und die Füße sind wund! Ein Tag voller erster Eindrücke: Arc de Triomphe, Sacre Coeur, die Seine, Norte Dame und viele gutgekleidete Franzosen, pardon Pariser. Unsere zweite Vorstellung war wieder ein Erfolg. Der Übertitelung zu folgen scheint für die Zuschauer kein Problem zu sein, Reaktionen kommen, wenn auch leicht versetzt, an den uns bekannten Stellen: ein Dialog zwischen Bühne und Zuschauerraum entsteht.

Morgen reisen Christoph Werner und Angela Baumgart wieder ins heimische Halle zurück, wir anderen spielen die nächsten Abende noch drei weitere Vorstellung in Paris!

Und es regnet. Tag 5, Mittwoch, 07.03.2012, 16.58h

Das hatten wir uns alle etwas anders vorgestellt: Paris ist heute grau, kalt und es regnet in Strömen. Wir verbringen unseren Tag im Hotelzimmer, lesen, schlafen, bereiten die Texte für die Vorstellung am Abend vor oder wagen uns kurz hinaus, um in einem hübschen französischen Café Pause zu machen. Und dann geht es um 21 Uhr wieder auf die Bühne – 250 Zuschauer erwarten uns im wunderschönen Théâtre Paris Villette!

Allgemeine Erschöpfung. Tag 6, Donnerstag, 08.03.3012, 01.41h

Neben der Aufregung, dass wir in Paris sind, sind wir vor allem wegen unserer Arbeit hier. Und genau das spüren wir heute alle. 4 Vorstellungen sind gespielt, die Nächte waren kurz, die Tage mit Eindrücken angefüllt und so schön die Hotelzimmer sind, sie sind eben nicht das Zuhause.

Und es ist kaum zu glauben, morgen ist bereits der letzte Tag unserer ersten Etappe. Langsam bricht der Fühling auch in Paris aus, wir werden also morgen die Stadt noch einmal in vollen Zügen genießen und am Abend die Pariser Bühne ein letztes Mal betreten.

Und wir sagen Au revoir! Tag 7, Freitag 09.03.2012, 18:47h

Unser letzter Abend in Paris bricht heran. Wehmütig nehmen wir langsam Abschied, packen wieder unsere Koffer und sammeln noch einmal alle Energie für die letzte Vorstellung.

Einige von uns fliegen morgen wieder nach Berlin und Halle, andere bleiben privat noch einige Tage hier. Ulli und Katharina legen sich am Wochenende noch einmal richtig ins Zeug und geben einen Puppenspiel-Workshop für interessiertes Publikum, und das gibt es hier zu Hauf!

Also, auf ein letztes um 21h – Au revoir Paris!

Kurzes Verschnaufen. Tag 8 – 10, Samstag 10. – Montag 12.03.2012, 16.32h

Auch ich bin nun endlich, mit einem kleinen Zwischenstopp beruflicher Natur in Berlin, im heimischen Mitteldeutschland angekommen. Der Koffer ist nur zur Hälfte ausgepackt – immerhin geht es bereits übermorgen weiter zur zweiten Tournee-Etappe nach Paris. Hier verweilen wir nur für einige Momente am Flughafen, denn die nächsten drei Vorstellungen bringen uns in kleinere französische Städte: Clamart, Brétigny und Champigny. Ein straffes Programm liegt in jeder Stadt vor uns. Ankommen, Aufbauen, Proben, Spielen, Abbbauen, weiter in die nächste Stadt – und das alles innerhalb von 48 Stunden. Jetzt jedoch ist erst einmal frei. Ich freue mich auf einen entspannten Fersehabend und mein eigenes Bett! Wir hören übermorgen, wenn es wieder losgeht, voneinander!

PS: Den Kollegen in Paris geht es gut!!!

Und Action! Tag 11, Dienstag 13.03.2012, 17.09h

Das erste kleine Filmchen von unserer Reise nach Paris ist online:

http://www.wanderlust-blog.de

Zwei längere Stücke folgen am Ende dieser und in der nächsten Woche.

Pariser Wahnsinn. Tag 12, Mittwoch 14.03.2012, 21.31h

Es war der Wahnsinn – wir haben heute tatsächlich genauso lange von Leipzig nach Paris mit dem Flugzeug gebraucht wie für 5 Kilometer innerhalb von Paris mit einem Mietwagen. Warum setzen sich Pariser freiwillig in ein Auto und muten sich diese Strapazen zu?!

Lustig war es trotzdem: ich am Steuer und die Kollegen der Technik wohlbehalten und froh gestimmt hinter und neben mir – vom Flughafen Charles de Gaulle, noch einmal ins Théâtre Paris Villtette und dann weiter ins kleine, beschauliche und grüne Clamart. Das Hotel ist ganz hinreißend und ein bißchen wie bei Oma. Immerhin gibt es kostenfreies Internet!

Auf einem kleinen Abendspaziergang habe ich eine Plakat unserer Produktion entdeckt – im Schaufenster einer Fahrschule, umringt von Aufklebern zum Thema Auto . Auch hier werden wir also freudig erwartet, wenn auch vielleicht nicht ganz so imposant wie in Paris!

Französischer Frühling, Tag 13 und 14, Donnerstag 15. – Freitag 16.03.2012, 18.20h

So ist das in kleinen Städten – da ist dann ganz schnell mal keine Internetverbindung mehr da, so wie gestern, als ich von unserem Tag berichten wollte. Dafür jedoch ist hier der wunderschönste Frühling – wir sitzen draußen im Café in der wärmenden Sonne und freuen uns, für die zweite Spiel-Etappe wieder beisammen zu sein.

Christian, Frank und Henrik, die Kollegen der Technik, verbringen jedoch die meiste Zeit im schwarzen Bühnendunkel, damit heute Abend die Vorstellung stattfindet. Ein anderthalbtägiger Aufbau für eine zweistündige Vorstellung. Männer, ihr macht eine großartige Arbeit!

Sobald die Vorstellung dann heute gespielt ist, wird alles wieder zusammengepackt, der 10-tönnige LKW beladen und dann geht es für mich und die Technik noch weiter in die nächste Stadt. Im besten Falle sind wir gegen 2h in unseren Betten. Hoffentlich gibt es dort Frühstück nicht nur bis um 8h!

Triste Vorstadtatmosphäre. Tag 15, Samstag 17.03.2012, 19.22h

Es fuhr uns ein kleiner Schrecken in die Glieder, als uns das Navi gestern Nacht so gegen 2 Uhr mitteilte: Sie befinden sich an ihrem Ziel. Vor uns ein besseres Raststättenhotel, neben uns noch drei weitere dieser Art und hinter uns die Schnellstraße. Niemand an der Rezeption, dafür ein Automat, der uns nach Eingabe eines Zahlencodes lautstark den Schlüssel entgegen spuckte. Das ganze Hotel reicht nach billigem Raumspray und an Schlaf war wegen der Autos kaum zu denken. Nun gut, wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erleben!

Nun sitzen wir hier, weit ab vom Schuss, ernähren uns von unseren Supermarkteinkäufen und freuen uns auf den Wechsel in die nächste Stadt, denn dort soll es wieder so richtig schön sein!!!

Ein Sonntag im Nirgendwo. Tag 16, Sonntag 18.03.2012, 22.08 Uhr

Eine Vorstellung Sonntagnachmittag zu spielen ist oft eine große Herausforderung – 16.30h wurde heute der Saal im beschaulichen Brétigny dunkel, die ersten 45 Minuten gab es keinerlei wahrnehmbare Reaktionen des Publikums – ein schwarzes Loch tat sich vor uns auf. Das Nicht-Pariser Publikum ist doch deutlich verhaltener, der Applaus dafür umso wohlwollender. Der Vorteil einer Nachmittagsvorstellung ist jedoch ein freier Abend, den wir gemeinsam genossen haben!

Endspurt. Tag 17 und 18, Montag 19. –  Dienstag 20.03.2012, 16.56h

Es ist die letzte Stadt und das letzte Hotel unserer zweieinhalbwöchigen Gastspieltour. Die letzte Vorstellung spielen wir heute Abend. Das Theater ist ein altes Kino, ziemlich runtergearbeitet. Die schlichten Garderoben sind im Keller, jedoch so liebevoll und mit Sorgfalt, bequemen Sofas, roten Plüschkissen und frischen Blumen eingerichtet, dass einem das Herz überquillt. Nach der Vorstellung wird für uns gekocht. So gibt es also auch noch einmal ein letztes französisches Abendessen. Das will gefeiert werden.

Eine lange und wichtige Etappe geht für das Puppentheater zu Ende. Die internationale Kooperation zwischen Joel Pommerat und uns, die dank der Förderung aus dem Fonds “Wanderlust” der Kulturstiftung des Bundes möglich war, endet hiermit nach drei Spielzeiten. Sie hat Begegnungen, Austausch und die Sicht auf neue Theaterwelten ermöglicht. Wir sind gespannt, was Neues daraus entsteht!

Ein letzter Gruß. Tag 19, Mittwoch 21.03.2012, 10.17h

Merci und au revoir an alle französischen Gastgeber, an alle, die hinter den Kulissen gearbeitet haben, an unsere Kollegen der Technik, an Francesca Spinazzi, die immer wieder neu die französische Übertitelung eingerichtet hat und an die Kollegen des Puppenspiels, die stets mit Leidenschaft “Meine Kältekammer” auf der Bühne lebendig werden ließen.

Wir freuen uns auf Zuhause, auf unsere Partner und Familien, auf das Puppentheater und auf neue Begegnungen mit Ihnen im heimatlichen Halle!

Ich wünsche Ihnen das Beste. Herzlich, Ihre Skadi Gleß

Bei der Verleihung des nationalen Theaterpreises Frankreichs, dem Molière, am 17.04.2011, der die besten französischsprachigen Bühnenproduktionen und Theaterschaffenden des vergangenen Jahres prämiert, erhielt Joёl Pommerat gleich zwei Auszeichnungen. Eine für seine Compagnie „Louis Brouillard“ in der aktuellen Produktion “Ma chambre froide“ und die zweite als „Meilleur auteur francophone vivant“, als Bester lebender französischer Autor. Wir gratulieren herzlich!

Nach mehrmonatiger Arbeit feierte Joёl Pommerats „Ma chambre froide“ am Pariser Odéon-Théâtre de l´Europe seine Premiere:

Ein wohlhabender, aber nicht sonderlich attraktiver Mann – beflissener Erotomane und unheilbar erkrankt – will seinen Besitz nicht an seine leiblichen Kinder vererben, sondern an die Angestellten eines Supermarkts, der ihm gehört. Er will beweisen, dass er unersetzbar ist. Und er will unsterblich sein! Als Gegenleistung für das Erbe sollen die Angestellten ein Theaterstück über sein Leben verfertigen und zehn Jahre lang je ein Mal pro Saison aufführen. Die zukünftigen Millionäre sind von dieser Aufgabe überfordert. Unter den Angestellten befindet sich aber eine gutherzige Frau, die heimlich in das vermeintliche Scheusal verliebt ist und es mit Hilfe des Theaters läutern will. Da es ihr an Durchsetzungskraft mangelt, erfindet sie einen Bruder, der statt ihrer die Theaterproben leitet. Dieser Bruder, verkörpert von ihr selbst, wird zum Objekt der Begierde des kranken Mannes, der inzwischen im Krankenhaus auf den Tod wartet. Aber auch der Bruder kann das Theater und die angeschlagene Firma nicht retten …

Die deutschsprachige Presse lässt diesen Abend nicht kommentarlos vorüberziehen. Eberhard Spreng schreibt auf www.dradio.de: „Wie in seiner vorangegangenen Arbeit versammelt Joёl Pommerat das Publikum in einer kleinen Manege, in der die rasche Szenenfolge mit äußerst sparsamen spielerischen und regielichen Mitteln vorangetrieben wird. Und dennoch bekommt das Geschehen um die ökonomischen Nöte dieser Genossenschaft immer wieder magische Momente: Es sind Reminiszenzen aus der Vergangenheit, die finsteren Mächte der Kindheit, die vor allem Blocq und Estelle nicht loslassen. Pommerats Theater ist ein zauberhaftes Faszinosum: es führt die Zuschauer im Handumdrehen von dem Lachen der Farce ins epische Theater, vom kruden Supermarktrealismus zu den Dämonen der Seele. Es ist komisch und tiefgründig zugleich und bleibt bis zum Schluss ein spannendes Rätsel.“

In der „Neuen Zürcher Zeitung“ schreibt Marc Zitzmann: „Alltag und Albtraum. Immer wieder durchbrechen surreale Blüten den Betonboden von Pommerats Geschichten aus der Berufsrealität: Versatzstücke aus Fernsehshows, Groschenromanen oder Filmen wie jenen von Pedro Almodóvar oder David Lynch. (…) Jeden Wechsel zwischen den zahlreichen, überwiegend kurzen Szenen markiert ein Moment völliger Finsternis – harte Schnitte, denen etwas Filmisches eignet und die dem Spektakel seine dunkle Grundierung geben. Kontrapunktiert wird dieses durch die leise, nie überzeichnete oder gar ätzende Situationskomik, die viele Szenen charakterisiert -  Pommerat richtet bei der Behandlung eines a priori trockenen Sujets wie der Verwaltung von Unternehmen den Fokus nicht auf Ideologisches oder Politisches, sondern auf Humoristisch-Allzumenschliches.“

Nach gemeinsamen Workshops in Halle und Toulon tragen wir nun das „Pommeratsche Feuer“ ins Puppentheater Halle und erarbeiten – unterstützt von der Compagnie Louis Brouillard – die Deutschsprachige Erstaufführung!

Skadi Gleß und Ralf Meyer

Die Sonne flirrt. Die Luft ist warm. Es riecht nach Pinien und Thymian. Vom Chateau aus sieht man Toulon und das Mittelmeer. Wir sind für 5 Tage in Chateauvallon, einem Festivalzentrum für Theater und Tanz in Südfrankreich. Hier erfinden und probieren Joёl Pommerat und seine Compagnie Louis Brouillard ihr neues Stück, dessen deutschsprachige Erstaufführung wir mit Puppen aufführen werden.  Auf kreisrunder Bühne wird viel und lange improvisiert. Manchmal spielen acht Schauspieler miteinander. Es fällt auf, wie genau sie ihre Figuren bereits kennen. Joёl schaut lange zu, verändert eine der Grundbedingungen, lässt weiterspielen und schaut wieder zu. Jeweils am nächsten Morgen zieht er sich an den Schreibtisch zurück, am Nachmittag werden die Texte verteilt und auf der Bühne überprüft. Die Geschichte wächst, wuchert in vielen Einzelsträngen, Figuren fordern Rechte ein. Würde man versuchen, Ma chambre froide zum jetzigen Zeitpunkt nachzuerzählen, so erinnerte das Stück eher an einen Roman, den Balzac und Dostojewski gemeinsam schreiben. Üppiger Reichtum! Glückliche Fülle! Schöpfen aus dem Vollen! Unsere Puppenspieler und die französischen Schauspieler stehen gemeinsam auf der Bühne. Babylonische Sprachverwirrung bringt hier Klarheit: Ein Gemisch aus Französisch, Englisch, Deutsch und Spanisch wird zur Sprache auf der Bühne. Untersucht wird, was Puppen und Schauspieler auf der Bühne darstellen können. Wo sind die Stärken? Wo die Schwächen? Welche Wirkungen ergeben sich durch das Zusammenspiel? Nach ein paar Probenstunden ist klar, dass Puppen auch in der französischen Fassung eine Rolle spielen werden. Nun geben die Puppenspieler den französischen Kollegen einen Crash-Kurs im Puppenspiel. Wie bei unseren Zusammenkünften in Halle und Wiesbaden stellen wir fest: Diese beiden Theater haben ein großes Interesse aneinander. Eine Neugier aufeinander. Mit Respekt schaut man dem Partner über die Schulter und stürzt sich ins gemeinsame Spiel!

Skadi Konietzka und Ralf Meyer
Read more...

Gute Freunde hatten uns vorbereitet: Franzosen haben eine Eigenart, die man berücksichtigen sollte. Sie legen wert darauf, dass zu Beginn einer gemeinsamen Arbeit eine flirrende Atmosphäre gestiftet wird! Wir kochten, zogen weiße Tischtücher auf und tafelten auf einer Terrasse, von der aus wir über die halbe Stadt sehen konnten. Nach zwei Stunden wurden unsere Gäste, Joel Pommerat und seine Compagnie Louis Brouillard unruhig. Sie wollten endlich auf die Bühne!

Obwohl der aktuelle Titel unseres Projektes Ma chambre froide / Mein kaltes Zimmer lautet, war die erste Begegnung mit dem französischen Autor und Regisseur Joël Pommerat und drei seiner Schauspieler alles andere als kühl. Unsere erste gemeinsame Workshop-Woche begann.

Wir öffneten den Fundus unserer Puppen!  Pommerat und seinen Spieler gewannen Einblicke in verschiedene Inszenierungen, Puppenarten und Spielweisen. Einige Puppen sind Pommerat besonders ans Herz gewachsen, vor allem die Puppe der Holly Golightly aus „Frühstück bei Tiffany“ – „eine Stradivari!“ – meinte Joel begeistert.

In Frankreich, erzählten unsere Gäste, gäbe es so etwas nicht! Die Puppe kommt Joels Vorliebe entgegen. Sie birgt die Möglichkeit, seiner Theater-Arbeit eine weitere Ebene hinzuzufügen.


Read more...