„Das weiße Zimmer“ von Andreas Sauter begeistert das Publikum in Paderborn

Der Raum ist weiß. Leitern stehen an den Wänden, auf dem Boden Schreibmaschinen, Koffer, ein kleines Podest. Nüchtern wirkt das Bühnenbild von Wolfgang Menardi auf den ersten Blick. Doch nach 90 Minuten geht man angerührt, vielleicht sogar verzaubert aus dem Theater. Es ist Dienstag, die letzte von vier Vorstellungen der chinesisch-deutschen Koproduktion „Das weiße Zimmer“ im vor wenigen Wochen eröffneten Theater Paderborn.

Die Hütte ist voll, an der Kasse gerät die Dame fast in Panik, als sie reservierte Karten nicht im Computer findet. Denn sie weiß nicht mehr, wo sie welche hernehmen soll. Viele asiatisch aussehende Besucher sind gekommen, Paderborn ist eine internationale Universitätsstadt. Die Aufführung läuft zweisprachig, auf deutsch und chinesisch, Übertitel sind unnötig. Nicht nur weil die Texte so geschickt verteilt sind, dass man jederzeit der Handlung folgen kann. Sondern weil die Gefühle so stark und stimmig rüberkommen, dass die Worte nicht das Wichtigste sind.
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Die Kammerspiele Paderborn und das Theater aus Qingdao zeigen die Uraufführung von Andreas Sauters Stück „Das weiße Zimmer/Long Ya“

Mit zwei oder drei Beteiligten wollte ich sprechen. Jetzt sitzen alle am Tisch auf der Probebühne, nicht nur Schauspieler und Regisseurin, auch der Choreograph, der Requisiteur, die Regieassistentin. Sogar der Intendant des Theaters aus dem chinesischen Qingdao ist gekommen. Chinesische Süßigkeiten stehen vor uns, grüner Tee wird eingegossen, der aus den Bergen hinter Qingdao stammt. Vor jedem steht ein Namensschild, schon bei der Vorstellungsrunde wird viel gelacht. Vor allem weil ich versuche, die Namen richtig auszusprechen. Wogegen viele Chinesen akzentfrei auf Deutsch grüßen.

Der Eindruck von Höflichkeit und Freundlichkeit trügt nicht. „In China haben wir gelernt, immer positiv über die anderen zu sprechen“, erzählt die Regisseurin Maya Fanke. „Bei den Proben sitzen oft viele Leute im Publikum, klatschen zwischendurch, feuern uns an, unterstützen die Arbeitsatmosphäre. Man klagt nicht über das, was fehlt. Man freut sich über das, was da ist.“


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Am kommenden Samstag, den 5. November wird in Paderborn zum ersten Mal in Deutschland das Stück Das weiße Zimmer auf die Bühne gebracht. Bereits im Juni dieses Jahres hatte die gemeinsame Koproduktion der Westfälischen Kammerspiele Paderborn und des Huajuyuan-Theaters in Qingdao Premiere in China. Der Autor des Stückes Andreas Sauter schreibt vorab, wie es zum Stück kam, wie er sich dem Thema des Stückes genähert hat und was er bei dieser grenzüberschreitenden Arbeit entdeckte:

Als ich vom Theater Paderborn und dem Huajuyuan Theater in Qingdao angefragt wurde, das Stück für die deutsch-chinesische Theaterkoproduktion zu schreiben, war das wie ein Lottogewinn. Als Autor ist man meist an die eigene Sprache und damit an den eigenen Kulturkreis gebunden. Mich nun mit einer anderen, mir total fremden Kultur und Welt auseinander zu setzen, hat mich unglaublich gefreut. Gleichzeitig hat genau das viele Fragen gestellt. China war für mich ein weißes Blatt Papier. Ein blinder Fleck auf einer Landkarte. Ich wusste nichts über dieses Land. Oder sagen wir fast nichts. Ein paar Schattierungen vielleicht, einige Klischees. Aber was für eine Kultur ist das? Welche Traditionen gibt es? Was für Theater? Wie sind die Menschen? Wie das Leben?

Das weiße Zimmer © Westfälische Kammerspiele Paderborn


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Das Huajuyuen-Theater in Qingdao und die Kammerspiele Paderborn aus Deutschland, arbeiten seit zwei Jahren an ihrer gemeinsamen Inszenierung “Long Ya” welche am 11. Juni 2011 in Qingdao uraufgeführt wird. Im Rahmen dieser Partnerschaft gibt es eine Begegnung beider Länder in Literatur und Gesprächen, zunächst in Qingdao und im November 2011 in Paderborn.

“Stille ist der Klang des Abschieds…”
Gedichte aus Deutschland und China. In deutscher und chinesischer Sprachen von der Tang-Dynastie bis in die deutsche Gegenwart

Überbordend vital, voller Lust und Witz sind die Gedichte der Klassiker deutscher und chinesischer Kultur, die die beiden Schauspieler Wolfgang Menardi und Wang Ke vortragen.
Von Liebe und Sehnsucht wird gesprochen und über erfülltes und unerfülltes Glück. Über die Höhen und Abgründe dazwischen geht es in den Gedichten von Heine, Hesse, Eichendorff, Domin, Kaleko, Li Bai oder Zu Xhimo. Von der “Nähe des Geliebten”, der “Sehnsucht nach Camebridge” oder einer “Zärtlichen Nacht” wird erzählt.
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Kommunikation- und Übersetzungsherausforderungen prägen die ersten Arbeitstage – selbst einfache Theatervorgänge übersetzen zu lassen, sind ein zeitraubendes Abenteuer. Während der Proben klingeln zu unserer Überraschung ständig Handys, aber keiner der Angerufenen ist peinlich berührt, wie das bei uns der Fall wäre, die Anrufe werden selbstverständlich entgegengenommen und es wird telefoniert. Mir unbekannte Menschen kommen in die Proben, unterhalten sich und gehen dann wieder. Trotz der Unruhe und des ständigen Geräuschpegels können die chinesischen Schauspieler aber völlig konzentriert arbeiten. Ich nehme an, dass diese Fähigkeit der tonalen Sprache der Chinesen geschuldet ist – meine Irritation weicht Bewunderung, – aber die Frage in welchem Film ich gelandet bin, läßt mich nicht los.

Doch des Rätsels Lösung klärt sich schnell: „Kung–Fu“, das Genre ist klar.

Auf meine Bitte an den chinesischen Choreographen, doch ein gemeinsames Körpertraining für die deutschen und chinesischen Schauspieler zu gestalten, fliegen die chinesischen Schauspieler nur so durch die Luft, da werden in einem Tempo Räder und Pirouetten geschlagen, dass mir der Atem stockt. Unsere deutschen „Agenten“ sehen „alt“ aus neben ihren chinesischen Kollegen. Und jetzt stelle ich mir die Frage, ob ein chinesischer James Bond nicht sehr viel glaubwürdiger wäre.


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