Am 28. Dezember fliegt das Schauspielensemble des Mainfranken Theaters Würzburg nach Ouagadougou in Burkina Faso. Schauspieldirektor Bernhard Stengele und Regieassistent Marcus Rehberger werden schon über die Weihnachtstage in Ouaga sein. Über den Jahreswechsel wird das Ensemble zusammen mit seinen Kollegen vom C.I.T.O. Theater Ouagadougou eine Woche lang arbeiten.

Vor dem C.I.T.O. Carrefour International Théâtre Ouagadougou

Im Vordergrund dieser Begegnung wird das Ausprobieren erster Texte stehen, die von dem Autorenteam Jordan/Zoungrana für das Projekt “Les funérailles du desert” bis dahin geschrieben worden sind. “Les funérailles du desert” beschäftigt sich mit den aktuellen Themen Klimawandel und Familie in Burkina Faso und Deutschland. Bernhard Stengele, Regisseur und Initiator des Projektes, war Anfang November mit der Bühnenbildnerin Birgit Remus in Ouagadougou um letzte Vorbereitungen  für den Aufenthalt des Ensembles zu treffen.

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Bernhard Stengele, Regisseur und Initiator des Projektes, mit Bühnenbildnerin Birgit Remus in Ouagadougou, Nov. 2010


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Bericht aus einer Probenpause von “Waldlinge”

von Matthias Grön, Dramaturg

Hier sitze ich nun im Aufenthaltsraum der Kopergietery. Zwischen zwei Probenräume und einer gut ausgestatteten Küche gequetscht, schlägt hier das Herz des Theaters. Alle paar Minuten fliegt die Tür auf und bekannte oder weniger bekannte Gesichter strömen hinein und hinaus. Holen sich einen Kaffee, der auf wunderbare Weise immer frisch bereit steht, schmieren sich eine Stulle oder bedienen sich an den Obstkörben, die einladend herumstehen. An einem langen Tisch, der den schmalen Raum fast vollständig einnimmt, sitzen ein paar Jugendliche, die auf ihren Kurs in den Ateliers der Kopergietery warten. Daneben diskutieren Jeroen und Sebastian, die beiden Veranstaltungstechniker, das Lichtkonzept für unsere Koproduktion “Waldlinge“. Nebenbei wird schnell ein finanzielles Problem mit Nele gelöst, der Geschäftsführerin, die eben aus ihrem Büro herunter gelaufen kommt. Nur einen Platz weiter stecken Cindy, die Programmerin, Johan, der künstlerischer Leiter und Eva Bal, die Grand Dame des Hauses, die Köpfe zusammen und tauschen sich kichernd über den gerade erlebten Tryout von “Waldlinge” aus. Trotz des Trubels herrscht eine entspannte und gemütliche Atmosphäre. An der Längsseite des Raumes befindet sich eine Anrichte, wie man sie eher in einer bürgerlichen Küche des neunzehnten Jahrhunderts vermutet hätte. Darin Geschirr und Silberbesteck für mindestens 30 Personen. Darüber sind aktuelle Zeitungsberichte aus aller Welt an die Wand gepinnt, die geradezu hymnisch über die Produktionen der Kopergietery berichten, welche kürzlich auf irgendeinem internationalen Festival zu sehen waren. Auf der gegenüberliegenden Seite, Fotos aus abgespielten Produktionen, einer Mischung aus Hyperrealismus und Magie. Am Kopfende des Raumes steht eine weitere antike Truhe, darüber das bekannte Erkennungsbild der Kopergietery, eines Mädchen, mit Blumenreif im Haar, das verträumt melancholisch an ihrer Halskette zupft. Sie schaut in den Raum – also auf uns – aber ihr Blick scheint nach innen gerichtet. Worüber sie wohl gerade nachdenkt?

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Qingdao. Eine Stadt in den Vorkriegswirren. Ein junger Deutscher muss seine chinesische Heimat verlassen, zurück lässt er Mei Lin – seine große Liebe. Mit im Gepäck: Ein sprechender Drachenzahn und die Erinnerung an die Stunden mit Mei Lin. 60 Jahre später macht sich seine Enkeltochter auf den Weg zurück nach Qingdao, auf den Spuren des Großvaters und seiner verlorenen Heimat. Im Gepäck die Erinnerungen des Großvaters; an ihrer Seite der Drachenzahn, der ihr den Weg zu Mei Lin weisen soll.

So lässt sich unser Stück „Das weiße Zimmer“ zusammenfassen, das der in Berlin lebende Schweizer Autor Andreas Sauter extra für unsere Kooperation mit dem Huajuyuan-Theater in Qingdao geschrieben hat.

Das Stück wird zweisprachig mit einem deutsch-chinesischen Ensemble aufgeführt. Eine Delegation unseres Theaters – zwei Schauspieler, Dramaturgin, Gewandmeisterin, Bühnenbildner, Autor und Regisseurin – ist zur Zeit in Qingdao – um die Kollegen und das Haus kennenzulernen, um das Stück zu entwickeln und um zu proben.

Wir haben den Autor Andreas Sauter zu seinem Stück befragt: nach seinem Interesse an dem Stoff, seinen Erfahrungen in China, nach den Unterschieden von deutscher und chinesischer Theatertradition.

„Das weiße Zimmer“ basiert auf einer wahren Begebenheit. Wie sind Sie auf diese Geschichte gestoßen, was hat Sie an der Geschichte um den Drachenzahn interessiert?

Andreas Sauter: Das Theater in Qingdao und das Theater Paderborn haben auf der Suche, was gut für eine Begegnung und einen Austausch zwischen den beiden Ländern wäre, im gemeinsamen Gespräch diese Geschichte gefunden und kamen mit ihr auf mich zu.

Es ist die Geschichte von einem englischen Jungen, der China während des 2. Weltkriegs, als er 5 Jahre alt war, verlassen musste. Als Erinnerung hat er einen Drachenzahn aus dem Museum in Qingdao gestohlen und mitgenommen, der sich später als Krokodilzahn entpuppt hat. Ein Leben lang hatte er deswegen ein schlechtes Gewissen, und als er 70 wurde, hat er den Zahn zurück gebracht und wurde in China gefeiert als ein Held der Ehrlichkeit. Im Zeichen der Völkerverständigung.

Das Ganze sollte natürlich auf einen deutschen Jungen oder ein deutsches Mädchen übertragen werden.


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