25.12
Leise rieselt der Staub. Schon beim Aufwachen habe ich sofort den Geruch des Staubes in der Nase, das ist wirklich anstrengend. Kontil sagt, dass es viele Lungenprobleme gibt und Bronchitis vor allem in den Monaten Dezember und Januar, wenn der Harmathan blaest. Ich bin  müde, schaffe kein Yoga, kein Sitzen. Ich stehe auf und wundere mich, dass um 9.00 noch alles still ist. Ich trinke einen Kaffee, das heisst, ich schütte ein Paeckchen Nescafé in einigermaßen heisses Wasser. Langsam werde ich unruhig und gehe los. Weiss nicht genau wohin, Internetcafe oder Hosen kaufen, Hemden. Hier findet man ueberall Second Hand Klamotten für kein Geld, gute Hemden für 2 €. Ich schlendere, naja für bukinische Verhältnisse rase ich an den fliegenden Händlern vorbei, gute Auswahl, aber ich kaufe eh nichts, wie zu Hause auch.

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24.12.

Ich habe nicht so gut geschlafen, stehe aber diszipliniert auf, mache die wichtigen Übungen und treffe Siggi zum Kaffee. Es macht grossen Spass mit ihm zu reden; ein sensibler, kluger Mann, bei dem man versteht, warum das so scheue Volk von Guinea Bissao ihn akzeptiert hat, ihre Abgeschiedenheit zu filmen. Mit Angelika bildet er ein sehr gutes Team, die beiden ergaenzen sich und harmonieren sehr schoen. Wir reden ueber seine Arbeit, auch ueber die Zeit in Aethiopien und die tiefen Erfahrungen, die er dort gemacht hat. Diese ganze Diskussion ueber postkoloniales Theater, die ich zu Hause führe, scheint merkwuerdig theoretisch. Nach allem, was ich ueber dieses Leben begreife, ist jeder Versuch Systeme zu entdecken und zu beschreiben ein Versuch die Tatsache zu verdrängen, dass es dieses System letztlich nicht gibt. Es sind mehr oder weniger gelungene Annaeherungen an eine nicht fassbare, ja, nicht existente Wirklichkeit, ein verzweifelter Versuch der Unfassbarkeit des Lebens eine Ordnung aufzuzwingen. Der politische Kampf ist das eine, das Verwechseln mit Wahrheit das andere. Jeder hat ein Leben, das einen nicht systematisierbaren Verlauf nimmt. Alles andere sind Gedankenspiele. Wenn sie helfen diese Welt besser zu machen gut, wenn nicht, schmeiss sie ohne Bedenken in den Mülleimer, denn wenn man auf ihnen besteht, schafft man unendliches Leid.


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