Der kroatische »Klub der jungen Pioniere« war am Wochenende zu Gast in Braunschweig. Im Rahmen des Kooperationsprojektes »Achtung: Pioniere!« zwischen dem Staatstheater Braunschweig und dem Theater z/k/m/ aus Zagreb entstanden neben den zwei Uraufführungen im Schauspiel auch in beiden Städten Jugendklubs zum Thema Fliegen. Die zehn kroatischen Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren waren bei den Familien des Braunschweiger »Klubs der jungenPioniere« untergebracht.

Neben den Proben und der Aufführung ihres Stückes »Leti, leti«, welches auf den Spiel »Alle … fliegen hoch« basiert, galt es die Stadt zu erkunden, gemeinsam zu grillen und natürlich eine Premierenfeier zu feiern! Jetzt sind alle bereits auf dem Rückflug. Aber schon nächstes Wochenende gibt es eine Wiedersehen, wenn der Braunschweiger »Klub der jungen Pioniere« in Zagreb gastiert. Und nach all der Recherche und dem Arbeiten zum Thema Fliegen,wird dann auch endlich mal geflogen!

»Landscape with the Fall of Icarus« – das Bild von Pieter Brueghel dem Älteren war eine Vorlage für Ivana Sajkos Stück »Landscape with the Fall«, welches heute am Staatstheater Braunschweig Premiere hat.

Regisseurin Daniela Löffner und ihr Schauspielensemble arbeiten sich an dem Bild ab und entwerfen immer neue Bilder. Über das Brueghel Bild sagt die kroatische Autorin Ivana Sajko: »Ich bin auf das Bild aufmerksam geworden, weil in ihm eine Art bittere Ironie liegt. Die Landschaft auf dem Bild scheint ganz ruhig zu sein. Die Menschen darauf gehen ihren alltäglichen Aufgaben nach, das Wetter ist schön und wir können weit bis zum Horizont sehen. Aber im rechten unteren Winkel des Bildes, beinahe unsichtbar, versinkt ein Junge im Wasser. Bitterkeit liegt darin, dass die Welt sich, trotz der Tragödie eines Einzelnen, weiter dreht. Als ich anfing, ›Landscape with the Fall‹ zu schreiben, entschied ich mich den Mythos von Ikarus als einen Anfangspunkt für das Stück zu wählen, wobei der Mythos für mich keine Geschichte über das Fliegen ist, sondern eine Geschichte über Stürzen und Scheitern. Brueghels Bild veranschaulicht genau das – das Scheitern des Individuums konfrontiert mit der Ignoranz der sozialen Landschaft.«

Bei den Proben geht es munter zu – und mitunter ganz anders, als wir das in Deutschland gewohnt sind. Zum Auftakt der morgendlichen Proben werden zunächst im theaternahen Café möglichst viele Espressi getrunken und Sonne getankt. Wenn der Puls 180 erreicht hat, beginnen die Proben mit einem Fitnesstraining, das sich gewaschen hat. Die Proben selbst sind konzentriert, die Schauspieler untereinander sehr hilfsbereit, fröhlich und locker. Handyklingeln? Kein Problem. Einfach mal eben rangehen und mitteilen, dass man/frau in einer wichtigen Probe steckt. Fotos oder Filme? Bitte, gerne. Im Internet posten? Unbedingt! Auf den Schnappschüssen sind Nina Violić und Tobias Beyer zu sehen. Bevor die beiden zur Impro auf die Bühne gingen, lasen sie eine Szene des HERDENMANAGERS als „Duett“ auf Deutsch und Kroatisch.

…Zagreb, wo derzeit die Proben zu „Yellow Line“ laufen: 07. Mai.

Ein kroatisch-deutsches Ensemble probt unter der Leitung von Ivica Buljan. Der kroatische Regisseur hat gerade für seine Arbeiten den Slowenischen Nationalpreis 2012 für Kunst und Kultur erhalten. Geschrieben wurde „Yellow Line“ von der Bestsellerautorin Juli Zeh sowie von Charlotte Ross. Die beiden haben zum ersten Mal zusammen ein Stück geschrieben. Besonders beachtlich dabei ist, dass der Leser der Sprache in keinster Weise anmerkt, dass der Text eine Gemeinschaftsarbeit ist! Charlotte Roos war auch gerade zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen wird zudem bei den Autorentheatertagen am Berliner Deutschen Theater im Juni vertreten sein. Das Gemeinschaftswerk „Yellow Line“ kommt am 10.06. zur Uraufführung, im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig. Doch zunächst: Auf nach Zagreb ans Z/K/M/, wo die Proben stattfinden – bei herrlichen 25 Grad!

2. Mai, 17h in der Statisterie des Staatstheaters – hier bereiten sich die Jugendlichen des „Klubs der jungen Pioniere“ auf ihre Premiere vor: Kostüme werden angezogen, Haare zurecht gemacht, hier noch ein bisschen Puder, dort Wimperntusche aufgetragen, „Meine Mütze ist weg!“, „Die Strumpfhose gerissen..“. Zum Glück haben wir eine Ankleiderin, die die Nerven bewahrt und uns zur Seite steht. Die Anspannung steigt, Zungenbrecher und letzte Texterinnerungen werden durchgesprochen. Draußen vor der Hausbar wartet schon das Publikum…. Und dann geht’s los. Im folgenden Pressezitat findet ihr die Eindrücke aus dem Zuschauerraum.

Die Premiere vergeht wirklich wie im Flug und alle sind beglückt. Am zweiten Tag geht man sicherer in die Vorstellung, ist aber, wie so oft nach der zweiten Vorstellung, ein wenig enttäuscht: „Hmm, gestern war es besser..“. Ich versuche zu ermuntern und sage ihnen, dass die zweite Vorstellung immer sehr speziell ist, was die Spielenergie angeht, und dass nun eigentlich eine neue Phase beginnt, dass die Premiere eigentlich der Abschluss der Probenzeit war und dass nun die Schauspielerinnen und Schauspieler nochmal und immer wieder anders aufs neue gefragt sind… mit jeder Vorstellung. Es bleibt ein Life-Erlebnis für alle.

Zur vorerst letzten Vorstellung am Sonntag um 16h in der Hausbar steigt die Aufregung dann nun wieder… die Jugendlichen scheinen zu erahnen, was es heißt sich aufs Life-Ereignis wieder einzulassen…

Wir könnten eigentlich so weitermachen… „Es sollte nicht aufhören.“, sagen einige aus der Gruppe. Na mal gucken, was noch kommt. Nächsten Donnerstag, den 10. Mai gibt es um 17.30h in den SchlossArkaden beim „Öffentlichen Büro“ des jungen Staatstheaters eine Kostprobe einiger Szenen und dann gehen wir Eis essen. Das haben sich alle verdient…

Angelika Andrzejewski

(Eine der zwei künstlerischen Leiterinnen des „Klubs der jungen Pioniere”)

“Vom Piloten persönlich begrüßt und von freundlichen Stewardessen mit ’Mondmilch’ versorgt: Bereits beim Einchecken zur Premiere am Mittwochabend hatten die 80 Besucher der ausverkauften Hausbar des Staatstheaters den Eindruck, dass sie im ’Klub der jungen Pioniere’ erster Klasse fliegen. [...] Die Einweisung in die Sicherheitsvorkehrungen klappt reibungslos, statt Sauerstoffmasken wartet im Notfall eine Tüte Luft auf die Passagiere der Fluggastkabine direkt unter dem Dach des Staatstheaters. [...] ‘Schon seit Jahrtausenden war es ein Wunschtraum der Menschheit, den Himmel zu erobern’, heißt es ziemlich zu Beginn der abwechslungsreichen Vorstellung, die – natürlich – wie im Flug vergeht. [...] Am Ende gibt es langen Applaus für das Bordpersonal.« (neue Braunschweiger)
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