24.12.

Ich habe nicht so gut geschlafen, stehe aber diszipliniert auf, mache die wichtigen Übungen und treffe Siggi zum Kaffee. Es macht grossen Spass mit ihm zu reden; ein sensibler, kluger Mann, bei dem man versteht, warum das so scheue Volk von Guinea Bissao ihn akzeptiert hat, ihre Abgeschiedenheit zu filmen. Mit Angelika bildet er ein sehr gutes Team, die beiden ergaenzen sich und harmonieren sehr schoen. Wir reden ueber seine Arbeit, auch ueber die Zeit in Aethiopien und die tiefen Erfahrungen, die er dort gemacht hat. Diese ganze Diskussion ueber postkoloniales Theater, die ich zu Hause führe, scheint merkwuerdig theoretisch. Nach allem, was ich ueber dieses Leben begreife, ist jeder Versuch Systeme zu entdecken und zu beschreiben ein Versuch die Tatsache zu verdrängen, dass es dieses System letztlich nicht gibt. Es sind mehr oder weniger gelungene Annaeherungen an eine nicht fassbare, ja, nicht existente Wirklichkeit, ein verzweifelter Versuch der Unfassbarkeit des Lebens eine Ordnung aufzuzwingen. Der politische Kampf ist das eine, das Verwechseln mit Wahrheit das andere. Jeder hat ein Leben, das einen nicht systematisierbaren Verlauf nimmt. Alles andere sind Gedankenspiele. Wenn sie helfen diese Welt besser zu machen gut, wenn nicht, schmeiss sie ohne Bedenken in den Mülleimer, denn wenn man auf ihnen besteht, schafft man unendliches Leid.


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