Der heutige Tag ist schon ein bißchen vom kommenden Abschied geprägt. Auch wenn wir morgen erst am Abend starten, sehen wir die meisten der Schauspieler fürs Erste zum letzten Mal. Das Abendprogramm begann wie üblich mit Yoga. Da das C.I.T.O mitten in der Stadt liegt, wirken Atemübungen anders als in der Anlage zu Beginn unseres Aufenthaltes. Nach weiteren Trainingseinheiten wurde die Abendprobe mit einer Improvisationsübung beendet.

Paarweise wurden Dialoge gespielt. Jeder in seiner Sprache. Obwohl man den Partner nicht verstand, wurde das vorher Gesagte aufgegriffen. Neben Deutsch, Französisch und Moore wurde auch Schwedisch gesprochen

Damit war das offizielle Programm beendet. Zu Hühnchen, Bier und diversen Limonaden gab es einen weiteren Programmpunkt. Es gibt hier eine spezielle Form der improvisierten freien Rede mit Einbindung des Publikums. Wie wir erleben durften, hatten wir einige lokale Größen dieser Kunst unter uns. Als letzter begab sich Paul Zoungrana (Autor) auf die Bühne und vollzog etwas, dass unsere fleißigen Premierengänger auch kennen. Genau wie unser Intendant Herr Schneider hat er nach kurzer Einführung jeden Mitwirkenden und Mitarbeiter der Tage auf die Bühne geholt.

Dann war aber entgültig Zeit für einen herzlichen Abschied. Heim ging es in einem Taxi. Der Fahrer war so nett, alle Bedürftigen mitzunehmen. (Die genauer Zahl wird nicht verraten.) Für diejenigen, die immer noch nicht müde waren, fand sich eine Bar und Gelegenheit, unter Sternenhimmel zusammenzusein.

ZUGPROJEKT (Maxim Gorki Theater Berlin und Stary Teatr Krakow)

Kurzer Reisebericht der Recherchereise Krakau-Berlin aus dem letzten Sommer

von Dagmara Lutoslawska

tag 1 /nach Krakau

Ankunft am Flughafen Krakow. Es regnet. Wir warten auf den Zug in die Innenstadt, der gerade weg ist und erst in 30 Minuten wieder kommen soll. Ein Typ mit einem Kleinbus schleppt uns ab. Adam bringt uns zum Stary Teatr und er will, dass wir ihn wieder anrufen, damit er uns Auschwitz zeigen kann. Es regnet weiter.

tag 2 /Eisenbahnmuseum in Chabowka

Es regnet. Keiner von uns findet es mehr lustig. Wir sind um 7:30h ab Krakow Glowny mit dem Zug Richtung Zakopane gefahren. Renata Kopyto, Michal Olszewski, Magda Musial, Maja Thiesen, Katrin Müller und ich. Um in Chabowka Zugwagen anzuschauen, die man an den Krakau-Berlin Zug hängen könnte.

Und dann ein wundervolles Picknick auf dem Bahnhof von Chabowka abzuhalten.

Der im ersten Stock des historischen Bahnhofsgebäudes  gelegene Wartesaal wird leider gerade restauriert. Genau das richtige für einen kleinen Tagesausflug in die polnische Provinz. Achtung: die Züge fahren nur dreimal täglich und es gibt keine Gastwirtschaft. Das ist Zugfahren der alten Schule. Man sieht aus dem Fenster, die Dinge sind nah. Der Zug fährt etwa 70 km/h.

//FORTSETZUNG FOLGT

1. Januar 2011

Hier als Nachtrag die Bilder vom 1. Januar. Matalla ist eine Vergnügungsviertel in Ouagadougou vergleichbar mit der Reeperbahn. Es gibt Bars, Diskotheken, Prostitution, Essstände und vieles mehr.

Die Grillstände sind zum Teil aus ausrangierten Metallteilen zusammengebaut. Man setzt sich in eine Bar, kann sich aber von allen Ständen Essen bringen lassen.

Am 2. Januar waren wir im Operndorf Afrika, geplant von Christoph Schlingensief. Zur Zeit befindet sich das Projekt in der Bauphase. Mehr Infos unter www.operndorf-afrika.com. Die Ankunft war durch einen Riss in der Ölwanne bestimmt, da unser Bus eine Kollision mit einem großen Stein hatte. Unbeirrt fand aber direkt eine Führung statt, in der uns das Projekt näher vorgestellt wurde.

Kai Tuchman (Schauspielramaturg seit Beginn der Spielzeit am Mainfrankentheater) vervollständigte die Informationen mit einem Vortrag. Während der Wagen repariert wurde, ging es zu Fuß zum Skulpturengarten. Seit Januar 1989 gibt es die Anlage  32 Kilometer außerhalb der Hauptstadt. Um 15.10 Uhr ging es weiter.

Nach kurzer Fahrt verließ uns dann aber leider der hintere Autoreifen. Der ungewollte Aufenthalt dauerte aber nur 20 Minuten.

Der Abend wurde ab 18 Uhr mit einer Probe beendet. Wie immer zu Beginn Yoga, danach Improvisationen. Um 22.30 Uhr war dann Feierabend

3. 1. 2011

Es ist der sechste Tag in Ouaga – für die meisten von uns – und bereits der vorletzte. Eigentlich geht es doch gerade erst los! Wir haben uns Orientierung im Dschungel der Stadt verschafft, wenn nicht geprobt wird, ist immer jemand auf dem Weg zum Markt, zum Essen oder einfach nur in der Stadt unterwegs, dem man sich anschliessen kann. Entweder zu siebt im ganz, ganz alten Taxi, oder man marschiert alleine drauf los, einfach der Nase nach!

Vorgestern Abend waren wir in Matata, ein Vergnügungsviertel Ouagas, man wähnt sich in eine postapokalyptische Welt à la “Mad Max” versetzt, auf beiden Strassenseiten wird Fleisch in jeglicher Form gebraten, Lammhoden brutzeln auf alten Kühlschrankgittern, wir lassen uns an einer Eckkneipe nieder und trinken Brakina dazu. Andere Weisse sehe ich sehr wenig, nichtsdestotrotz sind wir hier keine Attraktion, sind ein Teil dieser Welt. In Gesprächen mit den Kollegen scheint auf: Eine Familie zu haben, deren Teil man ist, das ist hier die zentrale Achse gesellschaftlichen Lebens. Es gibt keine Emanzipation von der Familie, ruft der Vater oder die Mutter nach einem, dann lässt man alles stehen und liegen und kommt, ob man nun gerade vor Ort oder doch in Europa ist. Die Familie lässt einen aber auch nicht fallen, das Leben dreht sich um sie, und man tut einfach seinen Teil dazu. Man ist nicht allein.

Und das trennt uns natürlich von dieser Welt. Wir haben hier keine Familie, keine Verwandten. Aber wir haben das Theater. Das gemeinsame Spiel, es begleitet uns überall hin, mit ihm können wir überall kommunizieren, ganz ohne Sprache! Ich frage mich, wo meine Heimat ist. In meinem Geburtsort? Dort war ich seit Jahren nicht. Im Schosse meiner Familie? Meine Eltern sind geschieden, haben keinen Kontakt zueinander, ich sehe meine Schwestern selten. In Deutschland? In Würzburg? In meiner Wohnung? Ich weiss es nicht. Gerade ist dieses Ensemble meine Familie, in der jeder seine Aufgabe übernimmt und zum gemeinsamen Leben beiträgt. Das macht mich glücklich, obwohl dies alles vergänglich ist. Aber ist ein verwandtschaftliches Familienband wirklich stärker? Das Erkennen und akzeptieren der Vergänglichkeit, das Mit-ihr-Umgehen birgt viel mehr Wahrheit für mich. Und Glück. Auf ins Getümmel!

31.12. Abends

Zunächst natürlich erst einmal von uns an alle

Ein frohes und gesundes Neues Jahr.

Der gestrige Tag war gleichzeitig auch der letzte in unserer Außenstation. Treffpunkt war diesmal wieder das C.I.T.O (und nicht wie aus Versehen gestern geschrieben Zito). Nachdem alle auf Mopeds und Autos verteilt waren, ging es los.

Yoga Gesangsübungen und Rollenspiele bestimmen auch heute das Programm bis 13.30 Uhr.

Während die andern trainieren, werden auch schon Vorbereitungen und Absprachen für den Abend und die nächsten Tage getroffen. Touren werden organsiert, Getränke und weiteres für Silvester gekauft oder wie auf dem ersten Bild der Belgischen Eigentümerin von Marcus Rehberger und Daniela Schwarz beim Übersetzen der Dankesrede für den Abschluß geholfen.

Die Partybilder sprechen für sich. Wir waren bei unserer Kostümbildnerin eingeladen und haben dort mit dem C.I.T.O Ensemble reingefeiert.

Jetzt ist es Neujahr und dieser Tag ist sinnvollerweise zur freien Verfügung. Die meisten haben die Gelegenheit zur Erkundung der Gegend genutzt. Da auch hier Feiertag ist, sind die Straßen nicht so voll. Die folgenden Bilder sind Impressionen rund um unser Hotel Tang Zugu.

Der Abend wird mit einem gemeinsamen Essen in einer für seine Grillstände bekannten Gegend beendet. Aber darüber lässt sich natürlich noch nicht berichten.

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